Großteil der Börsen-Konzerne ohne Frauen im Vorstand

Frau geht durch Unterführung

Zielmarke: Null Frauen ganz oben – das gilt bei gut der Hälfte der börsennotierten Konzerne leider immer noch.

Mehr als die Hälfte der großen börsennotierten Unternehmen in Deutschland hat keine Frau im Vorstand. Das ergab der neue Women-on-Board-Index der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar). Demnach sitzt in 103 von 186 untersuchten Konzernen keine einzige Frau im Vorstand. Dennoch ist der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen im Vergleich zum Vorjahr auf 13 Prozent (um 2,3 Prozentpunkte) gestiegen.

Für die Studie wurden die Konzerne in den Börsenindizes Dax, MDax und SDax sowie die im regulierten Markt an der Börse notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen ausgewertet. Bei den Unternehmen, für die seit 2015 eine Frauenquote für Aufsichtsräte gilt, war der Frauenanteil in den operativen Top-Positionen etwas höher. Er lag bei 14,1 Prozent; in den anderen Unternehmen ohne Quote betrug der Anteil lediglich 11,3 Prozent. In beiden Gruppen gab es aber einen leichten Zuwachs um 2,6 beziehungsweise 1,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2020.

Immerhin: Weniger Firmen haben Zielgröße null

Der aktuelle Women-on-Board-Index zeigt auch, dass 62 der 186 betrachteten Konzerne weiterhin mit einer frauenfreien Vorstandsetage planen, darunter den Angaben zufolge auch die Dax-30-Unternehmen Delivery Hero und RWE. Dennoch ist die Zahl dieser Unternehmen, die sich für ihren Frauenanteil die sogenannte Zielgröße Null gesetzt haben, seit 2020 von 75 auf 62 gesunken.

Der Frauenanteil in Aufsichtsräten hat sich seit 2020 nur leicht verbessert. Die aktuell 106 Unternehmen, die der verpflichtenden Frauenquote unterliegen, erreichen im Aufsichtsrat mit durchschnittlich 35,9 Prozent Frauen – kein ganzer Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Die 80 weiteren Firmen, die nicht unter die Quote fallen, weisen im Schnitt 24,5 Prozent in den Top-Positionen auf.

Das Bundeskabinett hatte Anfang des Jahres auch eine verbindliche Frauenquote für Unternehmensvorstände auf den Weg gebracht. Sie soll noch bis Ende der Legislaturperiode den Bundestag passieren. Die Initiative Fidar fordert, darüber hinaus die bereits existierende Frauenquote für Aufsichtsräte deutlich zu erweitern. Bislang gilt sie nur für einen Teil der Firmen, etwa ab einer bestimmten Firmengröße.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.