Wie wäre es mit Disziplin?

Schild Come in we're open

Die Disziplin ist eine Tugend, die in Deutschland oft verpönt und negativ besetzt ist. Verständlich, wird sie doch häufig mit dem „deutschen Drill“ in Verbindung gebracht. Dabei hat sie sehr viele positive Eigenschaften.

Ein Gastbeitrag von Barbara Messer

Mir geht es hier um die positive Seite, um die „gute Energie“, die ebenfalls in der Disziplin steckt. Denn ohne eine gewisse Disziplin können wir zum Beispiel weder einen Marathon laufen noch eine Meisterprüfung bestehen. Das Dranbleiben ist hier meiner Meinung nach eines der wichtigsten Elemente der Disziplin.

Unser Jahr im Wohnmobil war – gerade auch im Nachhinein betrachtet – eine wunderbare Möglichkeit, die eigene Disziplin zu vertiefen. Denn es boten sich uns viele Gelegenheiten, den sogenannten inneren Schweinehund ruhig zu stellen, um das Notwendige zu erledigen: das Erreichen eines sicheren Schlafplatzes oder das Schlafen im extrem engen Alkoven, was ein erhebliches Maß an Selbstdisziplin erfordert, denn es war schlicht und einfach eng. Ich kämpfte dabei oft innerlich mit meiner Platzangst, die sich in meine Träume schlich. Und dann hatte ich natürlich mein Business, das mit diesem konsequenten Dranbleiben sehr intensiv und ereignisreich war. Diese Herausforderungen galt es anzunehmen.

Disziplin kann helfen, auch das zu schaffen, was unmöglich scheint

Dabei habe ich eine gewisse Disziplin schon in meiner Kindheit gelernt – von meiner Mutter, die eine lange Zeit alleinerziehend war und dabei Vollzeit arbeitete, um unsere Familie zu ernähren. Später wurde im Sport die Disziplin selbstverständlich. Ich konnte nicht einfach beim Training fehlen, denn das hätte die ganze Staffel ausbaden müssen. Diese Erfahrungen halfen mir, mein Projekt „Wohnmobil“ zu überstehen.

Ferner hat für mich Disziplin viel mit „Weitermachen“ und „Durchhalten“ zu tun – gerade dann, wenn es hart und schwierig wird. Das ist wie bei einem Marathon, bei dem das Hochgefühl vom Start die ersten Kilometer leicht vergehen lassen. Doch dann wird es zäh, die ersten Schmerzen treten auf, vielleicht die ersten Blasen, die ersten Zweifel und Fragen nach dem Warum werden laut. Zumindest war es bei mir immer so, denn ich zähle nicht zu den Läufern, die unter vier Stunden laufen. Und genau dann kommt die Disziplin ins Spiel, die uns helfen kann, auch das zu schaffen, was unmöglich scheint.

Die Kenntnis des eigenen Vermögens ist ein Erfolgsfaktor für das Erreichen der eigenen Ziele

Natürlich gibt es viele andere Situationen, wo Disziplin wichtig und hilfreich sein kann. Dafür nutze ich gern meinen Begriff der „Challenge Intelligenz“. Angelehnt an kognitive, emotionale und soziale Intelligenz beschreibt sie für mich das Vermögen, die intelligente Leistung mit Herausforderungen umzugehen – noch weit über Motivation oder Resilienz hinaus. Das heißt, jemand mit einem hohen Challenge-Intelligenzquotienten ist in der Lage, statt in eine Opferrolle zu fallen, sich zu fragen: „Wofür ist das gut?“ oder „Was kann ich daraus lernen?“ – und so ein gewisses Bewusstsein für seine innere Kraft hat. Die Kenntnis des eigenen Vermögens ist ein Erfolgsfaktor für das Erreichen der eigenen Ziele. Dabei stärkt die Disziplin das eigene Vermögen, die eigene Kraft – sei es körperlicher oder auch mentaler Art.

Diese Haltung hat mich dieses Wohnmobilprojekt schaffen lassen – unverdrossen und fast immer guter Dinge!

Das pure Leben spüren

 

Das pure Leben spüren
Warum wir nicht viel brauchen, um glücklich zu sein
von Barbara Messer
Gabal Verlag (1. Auflage, März 2018)
15 Euro (D)
ISBN 978-3-86936-834-4

Die Ratgeber-Redaktion

Unter der Autor:innen-Bezeichnung REDAKTION veröffentlichten DIE RATGEBER von 2010 bis 2020 Gastbeiträge sowie Agenturmeldungen. Im August 2020 gingen die Inhalte von DIE RATGEBER auf die Webseite WIR SIND DER WANDEL über.