Wenn sich Frauen in Netzwerken organisieren und engagieren, entstehen Synergien, die sich für die eigene Karriere nutzen lassen – auch für einen Platz an der Spitze eines Unternehmens, so Simone Seidel, Director People Management bei Sage.
Ein Gastbeitrag von Simone Seidel
Das Engagement in rein weiblichen Netzwerken ist besonders für die Orientierungs- und Planungsphase der nächsten Karriereschritte von Vorteil. Für die konkrete Umsetzung des Karriereplans im Unternehmen vor Ort ist es aber gerade auch die Dynamik von heterogenen und diversen Netzwerken, die sich ergibt, wenn unterschiedliche Blickwinkel und Erfahrungen aufeinandertreffen, die für den Weg zum Chefsessel entscheidend sein kann. In diesem Zusammenhang haben zudem Mentoren, die strategische Planungshilfe bieten, und Vorbilder, die als Role Model für die eigene Karriere fungieren, eine wichtige Funktion.
Gutes Beziehungsmanagement hat schon immer Türen geöffnet – das gilt nicht nur für die Karrieren von Männern, sondern insbesondere auch für die von Frauen. Das zeigt der Boom an Netzwerken, die insbesondere Frauen in Führungspositionen stärken und zu mehr Gleichberechtigung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beitragen. Frauen profitieren auf ihrem Weg ins obere Management oder an die Spitze eines Unternehmens vom Austausch innerhalb entsprechender Netzwerke und der Sichtbarkeit einer solchen Community. Außerdem bieten Frauennetzwerke ideale Voraussetzungen, um sich auch bei Headhuntern sichtbar zu machen.
Austausch unter Gleichgesinnte als stärkende Basis
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit, relevante Kontakte zu knüpfen. Das bringt Visibilität und führt zu Weiterempfehlungen. Gerade in der Orientierungs- und Planungsphase für die ersten, entscheidenden Karriereschritte können Frauen von weiblichen Gleichgesinnten profitieren. Die Homogenität von Frauennetzwerken bietet ihnen den Rückhalt, ehrlich sein zu können, um über die eigenen Stärken und Schwächen zu sprechen und offen um Feedback zu bitten. Der Austausch unter Frauen zeigt letztendlich auch Hebelwirkung für die eigene Karriereentwicklung: Sie lernen voneinander, profitieren von den Erfahrungen der anderen – von guten wie negativen – und gewinnen so auch neues Vertrauen in die eigenen Führungsqualitäten. Frauennetzwerke sind vor diesem Hintergrund eine gute Basis, um den ersten Karriereschritt zielstrebig anzugehen. Sie öffnen wichtige Türen, der direkte Weg zum Chefsessel sind sie aber nicht.
Denn: Für die entscheiden Karriereschritte innerhalb des eigenen Unternehmens gilt es, die vorhandenen Netzwerke vor Ort für sich effizient zu nutzen. Hierbei stehen dann aber nicht die emotionalen und stärkenden Aspekte im Vordergrund, um die es in der Vorbereitungsphase für den Karriereweg im homogenen Umfeld eines rein weiblichen Netzwerks ging. Jetzt geht es vielmehr darum, mit dem zuvor gewonnenen Rückenwind selbstbewusst seinen Platz innerhalb des betrieblichen Netzwerks zu finden. In dieser Sondierungsphase spielen dann fachliche Fragen eine besondere Rolle: Wer besetzt Schlüsselpositionen mit Entscheidungskompetenz innerhalb meiner Abteilung? Oder: Wer besitzt die größte fachliche Erfahrung bzw. Branchenexpertise? Die Beantwortung dieser Fragen ist von entscheidender Bedeutung für die eigene Positionierung im betriebsinternen Netzwerk. In diesem Zusammenhang ist es dann auch irrelevant, ob die nun entstehenden Kontakte männlich oder weiblich sind. Im Gegenteil: Für die unmittelbare Karriereplanung im Unternehmen ist es unabdingbar, sich in gemischten Netzwerken einzubringen. Oft kann gerade die Dynamik von heterogenen Netzwerken, die sich dadurch ergibt, wenn unterschiedliche Blickwinkel und Erfahrungen aufeinandertreffen, entscheidend für die eigene Karriere sein. Von dieser Form von Diversity, können Frauen wie Männer gleichermaßen profitieren. Und vielfach ist es auch gerade diese Offenheit, die im Rahmen der eigenen Karriereplanung bewusst gesucht wird und die viele Unternehmen als ein wichtiges Merkmal ihrer Kultur definieren.
Zielgerichtet Netzwerken – die Karriereschritte im Blick
Bei der Suche nach dem richtigen Netzwerkpartner ist es hilfreich, seine persönlichen Absichten zu kennen und auf wichtige strategische Fragestellungen eine Antwort zu haben: Was möchte ich mit meinem Netzwerk erreichen? Wo liegen meine fachlichen Stärken und mit welchen Themen möchte ich mich zeigen? Wer kann mir fundierte Rückmeldungen und Hilfestellung geben? Und: Wem vertraue ich genug, mich zu öffnen, um mit ihm an mir zu arbeiten? Es ist das Ziel dieser Phase, erste Kontakte aus der Sondierungsphase gezielt zu festigen und zu intensivieren. Dabei ist es letztendlich nicht wichtig, möglichst viele Menschen zu kennen, sondern solche, zu denen etwa über ein gemeinsames Ziel eine engere Verbindung besteht. Hierbei ist es hilfreich, den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen zu suchen, die bereits in einer vergleichbaren Situation waren und vor diesem Hintergrund wertvolle Tipps geben können, welche Stolpersteine es zu umschiffen gilt – etwa hinsichtlich der Frage, wie man gegenüber Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen auftreten sollte, um seine eigene Position zu stärken. In diesem Zusammenhang ist vor allem ein gutes Vertrauensverhältnis zu der entsprechenden Person eine wichtige Voraussetzung, die auch in der Lage ist, konstruktiv den Spiegel vorzuhalten.
Generell gilt: Mentoren sind ein weiterer wichtiger Eckpfeiler für den Karriereweg. Sie können durch ihr fachliches Wissen und die persönlichen Erfahrungen Mut machen, den Weg, den man im Blick auf die eigene Karriere eingeschlagen hat, weiter zu gehen; aber auch persönliche Kontakte vermitteln und individuelle Fördermöglichkeiten bieten. Hierzu gehört beispielsweise, Hilfestellung zu geben, die eigenen Potentiale zu erkennen und die eigenen Stärken zu analysieren. Im Rahmen dieser Coaching-Prozesse ist es aber auch wichtig, Themen zu besprechen, die einem persönlich wichtig sind und die man gerne als Führungskraft besetzen möchte. Gibt es keinen direkten Vorgesetzten, der die Mentorenrolle ausfüllen kann, ist es empfehlenswert, sich intern eine Führungskraft zu suchen, die aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz und personellen Führungsverantwortung in der Lage ist, entsprechende Coaching-Prozesse zu übernehmen.
Wertschätzung hält Netzwerk am Leben
Beim Networking geht es letztendlich um langfristige Beziehungen. Und diese basieren auf Gegenseitigkeit. Vor diesem Hintergrund ist es auch wichtig, die eigene Expertise in das bestehende Netzwerk einzubringen – beispielsweise durch Impulsvorträge an Netzwerkabenden oder durch die Begleitung neuer Kolleginnen und Kollegen als Sparringpartner bei ihren ersten Karriereschritten. Denn fest steht: Einzelkampf war gestern. Karriereambitionen lassen sich am besten über Vernetzung und gegenseitige Unterstützung entfalten. Von daher empfiehlt es sich, auch im fortgeschrittenen Karrierestadium Events zu besuchen, die man für das eigene Networking nutzen kann. Führungskräfte stehen oft vor der Herausforderung, Überzeugungsarbeit zu leisten, um die eigenen Mitarbeiter und Management-Kollegen von der eigenen Expertise zu überzeugen – eine einflussreiche Community stärkt dabei den Rücken und unterstützt mit wertvollem Erfahrungsaustausch.
Die Erfahrung hat gezeigt: Gut geplante Karrierewege basieren in den meisten Fällen auf mehreren aktiven Netzwerkstrukturen, die für die unterschiedlichen Etappen des Karrierewegs ganz eigene Funktionen haben, und die sich damit auch strukturell ergänzen. Das homogene Umfeld eines Frauennetzwerks spielt vor allem in der Orientierungs- und Planungsphase eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, emotional gestärkt die nächsten entscheidenden Schritte zu gehen. In der Sondierungsphase und der sich anschließenden Phase, in der Verbindungen innerhalb des Netzwerks intensiviert und gefestigt werden, kann dies aber gerade hinderlich sein. Hier spielt es im Grunde genommen keine Rolle mehr, ob die Kontaktpersonen männlich oder weiblich sind. Im Gegenteil: In dieser Phase ist es gerade die Heterogenität und Diversität innerhalb des eigenen Netzwerks, die im Blick auf die eigene Karriere eine ganz besondere Dynamik entfalten kann, indem unterschiedliche Meinungen und Sichtweise aufeinanderstoßen und sich gegenseitig befruchten. Generell gilt in diesem Zusammenhang: Diversität im Netzwerk fördert die Vielfalt in den Köpfen aller.
Simone Seidel, seit 2012 bei der Sage GmbH tätig, startete im Unternehmen als HR Manager. Sie entwickelte sich in verschiedenen HR-Rollen, wie zum Beispiel die des Business Partners, weiter. Seit August 2018 hat sie die Position des Director People, Human Resources Central Europe inne. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind u. a. die Auswirkung der Digitalisierung auf die Mitarbeitermotivation und unternehmerische Transformationsprozesse hin zur People Company.
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