Beim Frauenanteil in Führungspositionen hakt es noch immer. Da kommt ein neuer EU-Vorstoß gerade recht.
Der aktualisierte Women-on-Board-Index des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) zeigt: Es gibt immer noch sehr viel zu tun, um Parität in der Wirtschaft herzustellen. Nun kommt eine Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Frankreich will im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft des Landes mehr tun für eine gleiche Vertretung von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Wirtschaft in der EU. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich hinter das Vorhaben gestellt, das immerhin schon 2012 begonnnen hatte.
In Deutschand sind Frauen bei den DAX-Unternehmen in Aufsichtsräten und Vorständen weiterhin stark unterrepräsentiert. Das könnte sich bald ändern. Denn das zweite Führungspositionengesetz mit dem Mindestbeteiligungsgebot für Vorstände muss ab dem 1. August 2022 umgesetzt werden. FidAR hofft, dass das zu mehr Dynamik führen könnte. Ein wenig ist jetzt schon davon zu sehen: Seit über die Pläne für eine Vorstandsquote Ende 2020 diskutiert wurde, haben dreizehn Unternehmen eine Frau in die Vorstandsetage geholt.
Die Zahlen zeigen: Gesetzliche Vorgaben wirken
„In zu vielen Unternehmen sind Männer in den Chefetagen noch immer unter sich. Aber der Trend geht klar zu mehr Frauen in Top-Positionen, auch wenn das noch schneller gehen könnte. Die Zahlen zeigen: Gesetzliche Vorgaben wirken. Unternehmen, die unter das Mindestbeteiligungsgebot fallen, wissen, dass sie künftig keine Vorstände ohne Frauen mehr aufstellen können. Davon profitieren hochqualifizierte Frauen genauso wie die Unternehmen selbst“, sagt Bundesfrauenministerin Anne Spiegel. Der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 187 größten Börsenunternehmen ist laut dem aktualisierten WoB-Index auf 33,5 Prozent gestiegen. In den Vorständen liegt der Anteil jetzt bei 14,5 Prozent, ein ebenso marginaler Anstieg um 1,5 Prozentpunkte.
Untersucht wird von FidAR der Frauenanteil in den Spitzengremien der 160 im DAX, MDAX und SDAX sowie der aktuell 27 im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen. Bei den aktuell 104 der Aufsichtsratsquote unterliegenden Unternehmen ist der Frauenanteil weiterhin sowohl in den Aufsichtsräten (35,6 Prozent) als auch in den Vorständen (15,8 Prozent) höher als bei Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen – bei den 83 Unternehmen, die die Quote nicht betrifft, liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten nämlich nur bei 27,3 Prozent, bei den Vorständen bei 12,3 Prozent.
Gleichstellung in Deutschland bis 2030
„Die seit 2016 geltende 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte hat einen enormen Schub für mehr Frauen in Spitzenpositionen gebracht – und zwar nicht nur in den Aufsichtsräten, sondern auch in den Vorständen und im Management der Konzerne, die unter die Quote fallen. Die Quote gilt aber nur für etwa 100 Unternehmen in Deutschland. Eine europäische Führungspositions-Richtlinie hätte in Deutschland eine positive Signalwirkung und würde neue Impulse für die Akzeptanz von Gleichstellung in der Gesellschaft und in der Wirtschaft setzen“, ist FidAR-Präsidentin Marie-Alix Ebner von Eschenbach überzeugt.
Die neue Bundesregierung will bis 2030 volle Gleichstellung erreichen – für die DAX-Unternehmen bedeutet dies, dass wir etwa 300 zusätzliche Frauen in Vorständen und etwa 350 Frauen für die Aufsichtsräte benötigen.