Warum wir künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz willkommen heißen sollten und wie wir das umsetzen können, erzählt Andy Wilson von Dropbox im Gastbeitrag.
Ein Gastbeitrag von Andy Wilson
Generative KI-Tools wie Bard, ChatGPT und Midjourney eröffnen Unternehmen völlig neue Möglichkeiten. Bewiesenermaßen haben KI- und Automatisierungs-Tools einen erheblichen Einfluss darauf, wie Mitarbeitende sich konzentrieren und ihre Arbeit bewerkstelligen. Laut einer Studie von Economist Impact sind 79 Prozent derjenigen, die angeben, Automatisierungstools bei ihrer Arbeit zu nutzen – die zunehmend von KI unterstützt werden – produktiver, während fast 70 Prozent angeben, dass sie besser organisiert sind.
Laut Ethan Mollick, Professor für Management an der Wharton University in Philadelphia und Autor des neuen Buches “Co-Intelligence: Living and Working with AI” wird künstliche Intelligenz schon bald zu einer unverzichtbaren Ergänzung des Arbeitsalltags von Beschäftigten. Denn KI ist nicht nur in der Lage, lästige Aufgaben zu erledigen, sondern auch unsere kreativen und strategischen Fähigkeiten zu verbessern. Sie ermöglicht es uns, uns auf die inspirierendsten und fortschrittlichsten Aspekte unserer Arbeit zu konzentrieren, die ein höheres Maß an Zufriedenheit mit sich bringen.
Nachfolgend möchte ich erläutern, warum das so wichtig ist und warum Unternehmen laut Mollik die folgenden Vorteile und Strategien berücksichtigen sollten, wenn es darum geht, KI effektiv in den Arbeitsplatz zu integrieren.
KI als persönlicher Assistent
Es gibt immer noch viele Vorbehalte gegenüber KI, vor allem im Unternehmensumfeld. Laut einer Studie von Deloitte befürchten 43 Prozent der befragten Mitarbeitenden, dass sie langfristig durch KI ersetzt werden. Doch anstatt KI als Feind zu sehen, der sie ersetzt, sollten Mitarbeitende sie stattdessen als Teil des Teams betrachten, der sie bei ihren täglichen Aufgaben unterstützt, insbesondere bei den sich wiederholenden und administrativen Aufgaben.
Andy Wilson ist seit 2018 bei Dropbox, wo er heute als Director of New Product Solutions tätig ist. Zuvor arbeitete er für die BBC und DPP in den Bereichen interaktive Fernsehdienste, Broadcast-Innovation, Produktmanagement und digitale Rechte.
Laut Mollick kann KI zu einem mächtigen Werkzeug werden, wenn wir sie in fast allen Bereichen unserer täglichen Arbeit einsetzen. So können uns beispielsweise KI-gestützte Suchwerkzeuge und automatisch generierte Vorschläge, die relevante Inhalte aufzeigen, bei unserer täglichen Arbeit wie ein digitaler Assistent unterstützen.
Sind unsere Arbeitsinhalte über mehrere Anwendungen, Registerkarten und Browser verstreut, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Tatsächlich verbringen Beschäftigte 8,8 Stunden pro Woche damit, nach Dateien und Inhalten zu suchen.
Schluss mit Langeweile am Arbeitsplatz
Da KI aus unseren Arbeitsabläufen lernt, können uns KI-gestützte Tools zeigen, was wir brauchen oder wo wir für das nächste Meeting sein müssen, und uns so in jedem Moment wertvolle Zeit sparen. Und je mehr Mitarbeitende bereit sind, KI als smarten Helfer anzunehmen, desto mehr Vorteile werden sich für sie ergeben, denn die Technologie lernt immer weiter, wie sie die Beschäftigten bei ihrer Arbeit besser unterstützen kann.
Studien zufolge fühlen sich Mitarbeitende rund zehn Stunden pro Woche – ein Viertel ihrer Arbeitszeit – unmotiviert und uninspiriert. Dieser Mangel an Inspiration hat direkte Auswirkungen auf die Unternehmensleistung. Wenn Mitarbeitende ihre Arbeit lieben, fühlen sie sich motiviert, härter zu arbeiten. Aus diesem Grund wird ein höheres Engagement mit besseren Ergebnissen in Verbindung gebracht. Und Unternehmen mit engagierteren Beschäftigten übertreffen mit größerer Wahrscheinlichkeit ihre Konkurrenten. Mangelnde Motivation wiederum kann zu geringerer Effizienz und sogar zu höherer Personalfluktuation führen. Eine wichtige Maßnahme zur Lösung dieses Problems ist die Schaffung von Freiräumen für Beschäftigte, damit sie sich auf die strategischen und kreativen Projekte konzentrieren können, für die sie sich begeistern.
Klare Richtlinien für die Nutzung von KI
Hier kann KI den entscheidenden Unterschied machen. Fortgeschrittene KI-Suchwerkzeuge sind bereits in der Lage, große Dokumente zusammenzufassen, so dass die Mitarbeitenden die relevanten Informationen extrahieren können, ohne die gesamte Datei lesen zu müssen, was wertvolle Zeit spart. Auch Unstimmigkeiten in Teams darüber, wer die Last unliebsamer Aufgaben tragen soll, lassen sich leicht vermeiden, indem sie an KI-Assistenten delegiert werden, die die Aufgaben ohne Diskussion übernehmen. Es ist jedoch immer wichtig, daran zu denken, dass stets klare Richtlinien im Unternehmen für die Nutzung von KI und Delegation solcher Aufgaben vorhanden sein müssen.
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Laut Mollick spart die Integration von KI für Routineaufgaben wie das Schreiben von E-Mails, das Erstellen von Berichten oder das Zusammenfassen von Daten nicht nur Zeit, sondern macht die Arbeit auch angenehmer. Denn wenn die Mitarbeitenden von Prozessen und Verwaltungsaufgaben befreit sind, die ihre Zeit in Anspruch nehmen, können sie sich mehr auf die Arbeit konzentrieren, die sie beruflich weiterbringt und ihr Unternehmen vorantreibt.
Kickstart für kreative Arbeit auf hohem Niveau
Die KI-gestützte Automatisierung ist nicht nur sehr leistungsfähig, sondern kann auch viel mehr als nur Routineaufgaben erledigen. Die neuesten Entwicklungen in der KI-Software können Bilder und Videos erstellen und sogar ganze Songs in wenigen Sekunden komponieren.
Wir alle kennen die anfängliche Herausforderung, eine neue Idee oder ein kreatives Konzept zu Papier zu bringen. Eben noch hatte man eine kristallklare Vorstellung von den Zeilen, die man niederschreiben wollte, aber dann findet man plötzlich keinen Anfang mehr. Und manchmal brauchen wir einfach eine erste Inspiration, um eine neue Richtung einzuschlagen.
KI kann kreative Prozesse in der realen Arbeitswelt verbessern
Genau hier hat die KI Stärken, die wir nutzen können. KI kennt keine Schreibblockade und kann beim Verfassen von Texten oder beim Brainstorming helfen, indem sie zum Beispiel eine Vielzahl alternativer Zusammenfassungen und kreativer Ideen vorschlägt. Auch Mollick war davon betroffen und gibt zu, dass er, als er beim Schreiben seines Buches oft nicht weiterkam, die KI bat, ihm beim Umschreiben eines Absatzes zu helfen, indem sie ihm zehn Optionen in verschiedenen professionellen Stilen anbot. Obwohl er den von der KI generierten Text nur selten direkt verwendete, eröffnete er neue Wege und brachte die Arbeit voran.
Das gilt auch für das Lösen von Problemen. Studien zum kreativen Denken haben ergeben, dass GPT-4 bei Tests zum kreativen Lösen von Problemen besser abschneidet als die meisten Menschen. Diese Forschung bestätigt, was viele Menschen bereits aus ihrem Arbeitsalltag kennen: KI kann kreative Prozesse in der realen Arbeitswelt verbessern. Ob es darum geht, einen Titel für eine Kampagne zu finden oder eine erste Skizze für eine Illustration zu entwerfen – es kann nicht schaden, um Unterstützung und Ideen zu bitten, um sie als kreative Inspiration für die eigene Arbeit zu nutzen.
Mit KI kreative Prozesse anstoßen
KI erweist sich bereits als hilfreicher Mitarbeiter, indem sie lästige Routineaufgaben übernimmt, findet, was wir brauchen, und mit ersten Entwürfen den Anstoß für kreative Prozesse gibt. Deshalb werden diejenigen, die neugierig sind und sich auf KI einlassen, die Nase vorn haben. Unternehmen, die den Möglichkeiten der KI offen gegenüberstehen, werden von einer engagierteren, produktiveren und innovativeren Belegschaft profitieren, die kreative Barrieren überwinden und Inspiration finden kann, und sich so auf die Arbeit konzentriert, die wirklich wichtig ist.