Viele, vor allem junge Menschen, blicken sorgenvoll in die Zukunft. Doch was tun, wenn der “Weltschmerz” Unruhe, Schlafstörungen und Stimmungstiefs auslöst?
Der graue, endlose Winter drückt aufs Gemüt. Die anfängliche Euphorie des neuen Jahres ist verflogen, und vielleicht blieben die guten Vorsätze unerfüllt. Hinzu kommt: Wie schon während der Corona-Pandemie kann auch die aktuelle politische Lage in Deutschland und weltweit ein belastendes Gedankenkarussell in Gang setzen. Wie lässt sich das stoppen? “Mein Tipp: Konsumieren Sie Nachrichten dosiert und bewusst”, rät Patrizia Thamm, Psychologin bei der Pronova BKK: “Meiden Sie sensationsgetriebene Informationsquellen, versorgen Sie sich konsequent maximal nur ein- bis zweimal pro Tag mit Nachrichten oder legen Sie ein Zeitfenster fest, um Informationen online oder über Social Media zu lesen.” Push-Benachrichtigungen auf dem Smartphone sollte man deaktivieren. “Achtsamkeitspraktiken wie eine tägliche Meditationspause oder ein Spaziergang können denjenigen zu mehr innerer Ruhe verhelfen, die an ihrer psychischen Belastungsgrenze angelangt sind”, erklärt Thamm. “Bei anhaltendem Unwohlsein ist die Hausarztpraxis eine gute erste Anlaufadresse – man sollte nicht zögern sich Hilfe zu suchen, wenn man das Gefühl hat, dauerhaft von negativen Gedanken überrannt zu werden.”
Aktiv statt passiv
Angst und Unsicherheit lassen sich konstruktiv begegnen, indem man aktiv bleibt. Rückzug und Isolation hingegen verstärken oft die Ängste. “Auch wenn wir die politischen Entwicklungen nicht vorhersehen oder kontrollieren können, ist es für unsere innere Stabilität wichtig, zu erkennen, dass wir für uns selbst und in unserem unmittelbaren Umfeld durchaus etwas bewirken können und aus einer passiven in eine aktive Rolle wechseln”, betont Thamm. Mit Blick auf die Bundestagswahl könnte es der Psyche guttun, an Demonstrationen oder Versammlungen teilzunehmen. Das schafft Gemeinschaftsgefühl und mindert Ohnmacht.
Schlaflos im Bett
Wer abends nicht zur Ruhe kommt, kann die Tipps von Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt, ausprobieren: “Eine feste Schlafenszeit und beruhigende Rituale wie ein Buch lesen, den Tag Revue passieren lassen, Atemübungen oder ein Getränk zur Entspannung können helfen. Ich empfehle auch, spätestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf schwere Mahlzeiten und Alkohol zu verzichten. Ein kühler, abgedunkelter Raum schafft zusätzlich entspannte Atmosphäre.” Pflanzliche Mittel wie Baldrian, Passionsblume oder Melisse können das Einschlafen unterstützen. Sie sind gut verträglich und machen nicht abhängig. “Verschreibungspflichtige Schlafmittel sind eine ernstzunehmende Maßnahme und sollten nur gezielt eingesetzt werden. Diese Medikamente sind zwar wirksam bei Schlafstörungen, bergen aber ein hohes Abhängigkeitsrisiko, vor allem wenn sie über mehrere Wochen eingenommen werden. Sie sollten daher – wenn überhaupt – nur kurze Zeit und unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.”, rät Herold.