Eine Firma wird jahrelang und systematisch von ihren Beschäftigten bestohlen. Trotzdem lassen sich die Taten nur mit großem Aufwand nachgewiesen und Kündigungen durchsetzen. Wie Arbeitgeber sich schützen können, erklärt der Fachanwalt für Arbeitsrecht Jan Tibor Lelly.
Im Hamburger Steakhaus Meet & Great (Name geändert) lief alles reibungslos. Die Kund:innen wurden schnell und freundlich bedient, das Essen schmeckte, und unter den Beschäftigten herrschte Harmonie. Auf den ersten Blick also alles bestens. Doch die Unternehmenszahlen erzählten eine andere Geschichte. Über Jahre lieferte man deutlich mehr Lebensmittel an, als verarbeitet wurden. Ein gewisser Schwund ist normal – Speisen werden reklamiert, Getränke verschüttet und kostenlos nachgefüllt –, doch bei Meet & Great sprengte dies den Rahmen. Alles deutete auf systematischen Betrug hin.
Als die Verantwortlichen das Ausmaß des Skandals erkannten, riefen sie Lelley zu Hilfe. Er sollte Licht ins Dunkel bringen, die Verursacher des Betrugs ermitteln und zur Rechenschaft ziehen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Einerseits schränken Gesetze die Überwachung der Mitarbeitenden stark ein. Andererseits beobachten Betriebsräte und Medien jeden SChritt der Unternehmen kritisch.
Das Überraschungsmoment nutzen
In Der Fall Meet & Great zeigt der Fachanwalt, wie er den Skandal aufdeckte und was Arbeitgeber tun können, wenn Beschäftigte systematisch betrügen. Auch wenn die Strategie wie aus einem Hollywood-Thriller klingt, brauchten die Verantwortlichen und Lelley Beweise. Sie wussten, dass die Mitarbeitenden sich kaum gegenseitig beschuldigen würden. Also nutzten sie das Überraschungsmoment.
In akribischer Kleinarbeit sammelten sie Videomaterial und andere Beweise, die die Mitarbeitenden belasteten. „Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, dass der Fall komplettes Neuland war. Ein solcher Fall wurde bisher in Deutschland noch nie vor Gericht verhandelt. Die Kombination aus Betriebsverfassungsgesetz, Kündigungsschutzrecht und Datenschutzrecht hat es vorher noch nicht gegeben“, erklärt Lelley.
Am Ende gewann das Unternehmen die Kündigungsschutzprozesse – zahlte aber dennoch Abfindungen. Warum die richtige juristische Strategie entscheidend ist, welche Nachteile der Rechtsweg birgt und welche anderen Lösungen es gibt, zeigt der Anwalt in Der Fall Meet & Great.
Der Fall Meet & Great
Ein spektakuläres Beispiel von Täuschung und Klau am Arbeitsplatz und seine Aufarbeitung vor Gericht
von Jan Tibor Lelley
Haufe (1. Auflage, Juli 2017)
34,95 Euro (D)
ISBN 978-3-648-10661-7
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