Gender Pay Gap sinkt erstmals unter 20 Prozent

Ein Schild weist auf Männer und Frauen hin

Die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen sinkt – auf erstmals 19 Prozent im vergangenen Jahr. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes.

Frauen haben damit erstmals unter 20 Prozent weniger an Gehalt und Lohn als Männer – eine Verbesserung, immerhin verharrte die Lücke viele Jahre bei fast einem Viertel. Nicht so im Jahr 2019, einem Jahr, in dem es wirtschaftlich gut lief und auch viele Tarifabschlüsse in vielen Branchen für steigende Löhne und Gehälter sorgten.

Allerdings gibt es noch einige regionale Unterschiede. Dazu gehört vor allem der Abstand zwischen West und Ost: In den östlichen Bundesländern ist der Unterschied mit einer Lücke von sieben Prozent deutlich geringer als im Westen mit 20 Prozent. Ein Grund kann sein, dass Frauen im Osten zum einen häufiger Vollzeit arbeiten und es hier kein so enormes Teilzeit-Gefälle zu den Männereinkommen gibt. Ein anderer Grund kann jedoch auch sein, dass Frauen im Osten viel häufiger als im Westen Alleinernährerinnen in der Familie sind, und dass man hier tatsächlich mehr Frauen in Führungspositionen findet. Ein weiterer Teil der Erklärung dürfte aber auch sein, dass die Löhne im Osten generell niedriger sind als im Westen. Betrachtet man den Gender Pay Gap pro Stunde zeigt sich ein Unterschied von 4,37 Euro.

Bereinigter Gender Pay Gap wurde nicht neu ermittelt

Hierbei muss man beachten, dass der unbereinigte Gender Pay Gap alle Frauenlöhne und alle Männerlöhne miteinander vergleicht. Hier wirkt sich drastisch aus, dass Frauen häufiger Teilzeit arbeiten als Männer sowie seltener eine Führungsposition haben.

Darum wird alle vier Jahre auch der bereinigte Gender Pay Gap berechnet, bei welchem Männer und Frauen mit gleicher Tätigkeit und vergleichbarer Qualifikation betrachtet werden. 2018 wurde dieser zuletzt erhoben. Damals betrug er sechs Prozent. Im Vergleich zu 2014 gab es dabei in Deutschland keine Veränderung.

In Deutschland sind die Gehaltsunterschiede übrigens höher als im Durchschnitt der EU-Staaten, der für das Jahr 2018 rund 15 Prozent betrug. Lediglich in Estland gab es einen noch größeren geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschied.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.