Hauptsache, der Job ist sicher

Mann sitzt mit Laptop auf Schoß auf dem Boden

Digitalisierung, Automatisierung, Corona-Pandemie: Menschen in Deutschland halten ihre Jobs für überraschend sicher. Wie kommt das?

Von wegen German Angst: Die Deutschen halten ihre Jobs im internationalen Vergleich für relativ sicher. Das zeigt eine Studie der Beratungsfirma PwC. Demnach befürchten zwar 53 Prozent, dass die zunehmende Automatisierung irgendwann ihren Job wegfressen könnte, aber diese Sorge ist für die meisten noch sehr weit weg. Lediglich 22 Prozent der Befragten sagte, sie gingen fest davon aus, dass ihr Job in den kommenden fünf Jahre wegfallen würde. Das war nach Großbritannien (19 Prozent) der zweitniedrigste Wert in einem der 20 untersuchten Staaten. Ganz anders etwa in Indien: Dort sagten sogar 76 Prozent der Befragten, dass ihre Arbeit wegen der zunehmenden Technik sehr rasch überflüssig werde.

Generell zeigten sich bei der Umfrage in Deutschland 54 Prozent der Befragten “begeistert und zuversichtlich” über den Wandel der Arbeitswelt, für die eigenen Kinder aber sank dieser Wert bereits auf 41 Prozent. In anderen Regionen wie China, Indien oder den USA äußerten sich die Menschen etwas optimistischer. Dennoch waren die Deutschen – wie auch die befragten Menschen aus Europa generell – eher skeptisch, dass sich ihre Jobaussicht deutlich bessern könnten. Ganz schlecht sieht es aber auch nicht aus: Immerhin 44 Prozent der Befragten sind hier optimisitisch, die Britinnen und Briten und Menschen aus Japan sind in dieser Frage deutlich negativer.

Unterstützung bei Umschulungen erwarten insbesondere ältere Mitarbeitende

Befragt danach, was die größten Veränderungen sein könnten, nannten viele Menschen aus Deutschland den Klimawandel und Ressourcenmangel als Antwort. Technologische Durchbrüche sehen 35 Prozent als globalen Trend, sind damit im Ländervergleich aber auf dem letzten Platz. Hier erwarten vor allem die Menschen in Südafrika starke Veränderungen.

Rund ein Drittel der Umfrageteilnehmenden in Deutschland schätzte die eigenen digitalen Fähigkeiten für die eigene Arbeit in der Corona-Krise als nicht ausreichend ein. Eine Mehrheit von zwei Dritteln stimmte der Aussage zu, dass es in der eigenen Verantwortung liege, die eigenen Fähigkeiten auszubauen. Unterstützung durch die Arbeitgeber beispielsweise bei Umschulungen erwarten aber insbesondere ältere Mitarbeitende.

Vor allem Jüngere setzen auf eine bessere Work-Life-Balance und freie Wahl des Lebensortes

Einigkeit dagegen herrschte bei der Frage nach der idealen Arbeitsumgebung: Nach einem Jahr Pandemie halten die meisten Befragten – so es ihr Jobprofil zulässt – eine Mischung aus Präsenz und virtueller Arbeit (oder Home-Office) für ideal. Die Menschen in Europa sind hier übrigens ertwas weniger offen als die Beschäftigten in den USA oder Asien.

Ausschließlich an einem eigens für sie eingerichteten Arbeitsplatz wollen aber in Deutschland auch nur noch 21 Prozent arbeiten. Noch stärker ist die Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz unter anderem in Frankreich, Polen und den Niederlanden mit Zustimmungsquoten oberhalb von 30 Prozent. In Singapur legen hingegen nur noch 14 Prozent der Befragten besonderen Wert auf einen externen Arbeitsplatz. Vor allem aber Jüngere setzen beim Home-Office auf eine bessere Work-Life-Balance und einer freien Wahl des Lebensortes.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.