Jobsuche 2025: Viele Bewerbungen, kaum Einladungen zum Gespräch

Mann am Computer

Wer heute einen Job sucht, braucht Geduld: Laut einer Stepstone-Umfrage mündet nur jede siebte Bewerbung in ein Gespräch. Langsame Abläufe und hohe Ansprüche frustrieren Bewerbende und Recruiter:innen gleichermaßen.

Eine aktuelle Stepstone-Umfrage zeigt: Im Median verschickten Bewerbende in einer Bewerbungsphase 20 Bewerbungen, doch nur drei davon führen zu einem Gespräch. Das bedeutet: Nur jede siebte Bewerbung endet in einem Interview.

„Die Lage am Arbeitsmarkt ist für Jobsuchende aktuell schwieriger geworden. Es gibt weniger offene Stellen, gleichzeitig legen viele Unternehmen die Messlatte sehr hoch“, sagt Julius Probst, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group. „Die Menschen investieren viel Energie in ihre Bewerbungen. Wenn Prozesse dann zu lange dauern oder Anforderungen zu eng gefasst sind, sorgt das für Frust und am Ende verlieren auch die Unternehmen wertvolle Kandidat:innen.“

Viele Bewerbungen, viele Abbrüche

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtDie Studie zeigt ein Paradoxon: Trotz des hohen Aufwands brachen 44 Prozent der Jobsuchenden in den letzten zwölf Monaten mindestens einen Bewerbungsprozess ab. Hauptgründe sind enttäuschte Erwartungen an Stelle (34 Prozent) und das Gehalt (33 Prozent) sowie unklare oder schleppende Kommunikation seitens der Unternehmen (23 Prozent).

Hinzu kommt: 54 Prozent der Befragten erhielten nach einer Bewerbung gar keine Rückmeldung. Viele wünschen sich mehr Transparenz. So halten 62 Prozent ein Status-Tracking im Bewerbungsprozess für hilfreich.

Effizienzprobleme in HR-Abteilungen

Dass Bewerbungsprozesse ins Stocken geraten, liegt nicht an fehlendem Engagement der Recruiter:innen. Laut Umfrage empfinden 21 Prozent der Personalverantwortlichen administrative Aufgaben als große Belastung, weitere 28 Prozent als mittlere. Im Schnitt investieren sie pro Einstellung 12,5 Stunden allein in Verwaltungsaufgaben. Interne Abstimmungen verzögern die Prozesse zusätzlich.

„Die Umfrageergebnisse deuten auf strukturelle Herausforderungen in den HR-Abteilungen“, sagt Probst. „Recruiter:innen werden oft durch komplexe Strukturen und fehlende Ressourcen blockiert. Unternehmen sollten ihre HR-Teams gezielt entlasten und Prozesse vereinfachen. Wer das Potenzial in Bewerbenden erkennt und in Weiterbildung investiert, hat die Chance, motivierte Menschen zu gewinnen, die langfristig bleiben.“


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Der perfekte Lebenslauf bleibt die Ausnahme

Recruiter:innen schätzen, dass nur 40 Prozent der Bewerbungen wirklich qualifiziert sind. Das zeigt: Der perfekte Lebenslauf ist selten. Viele Unternehmen suchen jedoch nach dem idealen Kandidaten und vergeben dadurch Chancen. „Angesichts des Fachkräftemangels wird es immer schwieriger, diese ‚Idealprofile‘ zu finden“, sagt Probst. „Unternehmen, die heute nur nach dem perfekten Lebenslauf suchen, werden keine Talente mehr finden. Der Schlüssel liegt darin, Lernpotenzial zu erkennen und in Weiterbildung zu investieren. Mit gezielten Weiterbildungsmaßnahmen können Bewerbende, die auf dem Papier nicht perfekt passen, in eine neue Rolle hineinwachsen – und bleiben dem Unternehmen langfristig erhalten.“

Warum verzögern sich Einstellungsprozesse? Weshalb springen vielversprechende Kandidat:innen ab? Für die Studie „Hiring Efficiency“ befragte Stepstone zwischen dem 25. Juni und 2. Juli 2025 insgesamt 308 Recruiter:innen und 4.023 Erwerbspersonen in Deutschland. Die Kandidat:innen-Stichprobe repräsentiert die deutsche Erwerbsbevölkerung nach Alter, Geschlecht und Bildung.

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