Lasst die Älteren doch weiter machen!

Zwei Personen am Laptop

Überall fehlen Arbeitskräfte, dennoch scheiden viele ältere Beschäftigte aus, obwohl sie noch können und auch wollen.

Wer nicht mehr arbeiten kann und die Regelaltersgrenze erreicht oder schon eher die Möglichkeit hat, in Rente zu gehen, sollte dies tun dürfen – keine Frage. Jedoch gibt es in Deutschland eine wachsende Zahl an Menschen, die auch jenseits des sogenannten Renteneintrittsalters weiter arbeiten wollen. Und das auch tun, wie immer wieder Daten zum Beispiel vom Statistischen Bundesamt zeigen. Nun fordern auch Expertinnen und Experten in einem Gutachten, dass Deutschland aufhören sollte, ältere Menschen auf das Altenteil abzuschieben. Vielmehr müssten die Potentiale Älterer besser genutzt werden. Das geht aus dem Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hervor, das gerade an den Bundeskanzler übergeben wurde.

Wir sind der Wandel-NewsletterUm Innovationsstärke, Produktivität und Wachstum der deutschen Volkswirtschaft aufrechtzuerhalten, braucht es auf dem Arbeitsmarkt und in der deutschen Wirtschaft eine stärkere Beteiligung von Älteren. Vor dem sich aufbäumenden regelrechten Generationenabriss durch die Demografie wäre es fatal, Ältere, die noch können und wollen, in die Rente zu entlassen. Denn bis zum Jahr 2060 wird sich die Zahl der Erwerbsbevölkerung um fast zehn Millionen Menschen verringern, zugleich werden die Rentnerinnen und Rentner immer älter, weil die Lebenserwartung steigt. Die Expertenkommission kritisiert, dass die Älteren in den Fachkräfteplanung der Bundesregierung bisher kaum eine Rolle spielen. Attraktive und flexible Wege wären daher besser, um über den Ruhestand hinaus länger im Erwerbsleben bleiben zu können.

Ältere gezielt für Unternehmensgrüdungen motivieren

Die Expertinnen und Experten sehen die Älteren dabei nicht nur als abhängige Beschäftigte, sondern rücken sie als Gründerinnen und Gründer in den Fokus. Tatsächlich wird eine wachsende Zahl von Unternehmen schon heute von älteren Menschen mit sehr viel Berufserfahrung (und dem Zugang zu Kapitalgeberinnen und -gebern) gegründet. Außerdem wird in dem Gutachten vorgeschlagen, dass Seniorinnen und Senioren gezielt dazu ermutigt werden sollten, sich selbstständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen. Dafür müsste diese Zielgruppe aber auch in die bestehenden Formate der Gründungsförderung einbezogen werden.

Die EFI wurde 2006 von der Bundesregierung eingesetzt, um regelmäßig forschungs- und innovationspolitische Empfehlungen zu erarbeiten.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.