Viele Beschäftigte in Deutschland haben trotz Lohnsteigerungen weniger Geld im Portemonnaie. Denn die Inflation und die enorm gestiegenen Energiekosten sorgen für echte Reallohnverluste. Experten rechnen gar noch mit einer Verschlechterung der aktuellen Lage.
In der ersten Jahreshälfte sind die Tarifgehälter nicht so schnell gestiegen, wie sie angesichts der Teurung hätten steigen müssen; die Verbraucherpreise kletterten viel schneller nach oben. Laut einer jüngst vorgestellten Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung stiegen die Tariflöhne durchschnittlich um 2,9 Prozent – bei der fast schon gallopierenden Inflation ergibt sich für das erste Halbjahr 2022 daher ein Reallohnverlust von 3,6 Prozent.
Entlastungspakete vom Staat
Im Herbst und Winter gar rechnen viele Experten mit einer Verschlechterung der aktuellen Lage. Gerade erst hat die Bundesbank bekannt gegeben, dass sie mindestens zehn Prozent Inflation erwartet. Zudem werden die gestiegenen Gas- und Strompreise erst im Winter richtig weitergegeben, zusätzlich zur Gasumlage. Der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten, geht daher davon aus, dass viele Beschäftigte auch weiterhin weniger von ihrem Geld haben werden. Er sieht den Staat mit weiteren Entlastungspaketen in der Pflicht.
Dabei ist die errechnete durchschnittliche Tarifsteigerung um 2,9 Prozent noch zu einem großen Teil von Abschlüssen bestimmt, die im Jahr 2021 mit einer durchschnittlichen Steigerung von 2,5 Prozent geschlossen wurden. Neuere Abschlüsse brachten den Beschäftigten im Schnitt 4,5 Prozent, blieben damit aber immer noch hinter der Teuerung zurück.