Überalterung – ein Problem für die Wirtschaft

Rentner sitzt auf Parkbank

Die Deutschen werden immer älter. Vor allem die Wirtschaft in Ostdeutschland leidet unter der Überalterung.

Der demografische Wandel ist nicht nur ein Problem, weil der Fachkräftemangel riesig ist. Vor allem im ohnehin schon strukturschwachen Osten macht sich die Überalterung bemerkbar. Hier wandern junge Menschen schon seit vielen Jahren ab. Die ostdeutsche Wirtschaft wird laut einer aktuellen Studie in den kommenden Jahren deutliche Nachteile haben. Die Wirtschaftskraft sinkt, die Innovationskraft ebenfalls, es gibt weniger Gründungen und der Fachkräftemangel macht sich im überalterten Osten noch einmal stärker bemerkbar, stellt das Institut für Weltwirtschaft (IfW) fest.

Im Osten hatte es bereits seit der Wende weniger Geburten als im Westen gegeben. Allein Thüringen verlor zwischen 1991 und 2019 rund 17 Prozent seiner Einwohnerinnen und Einwohner, nur Sachsen-Anhalt kehrten mit 22,3 Prozent noch mehr Menschen den Rücken. In den alten Bundesländern hingegen stiegen die Bevölkerungszahlen im gleichen Zeitraum teilweise deutlich.

Der Osten wird weiter abgehängt

Seit Mitte des letzten Jahrzehnts verliert die ostdeutsche Wirtschaft “zunehmend den Anschluss” an den Rest der Bundesrepublik, heißt es in der Untersuchung. So wuchs die Wirtschaft in Thüringen zwischen 2015 und 2019 um 4,4 Prozentpunkte langsamer als im bundesweiten Durchschnitt. Ferner betrug in Thüringen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf 2020 knapp 30.000 Euro, nur in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern lag der Wert darunter. In Hamburg dagegen lag das BIP pro Kopf bei deutlich über 60.000 Euro.

Von einer Angleichung an westdeutsche Verhältnisse kann noch lange keine Rede sein. Wenn sich die Entwicklung im bisherigen Tempo fortsetzt, hätten die Haushalte im Osten erst in weiteren 40 Jahren in etwa das gleiche Einkommen wie im Westen.

Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.