Vorurteile belasten Menschen in der Lebensmitte

Mann sitzt auf Bank

Für viele gehören Beschäftigte ab 50 Jahren zum “alten Eisen”. Dieses Stereotyp belastet diese Berufstätige enorm. Dabei ist gerade diese Lebensphase mit die produktivste.

Eine Studie der Universität Basel zeigt, dass sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab 50 Jahren im Job diskriminiert und demotiviert fühlen. Der Grund: überholte Klischees über die 50+-Generation. Aber auch, weil einige Beschäftigte sich selbst als “altes Eisen” sehen, aufgrund ihres Alters langsam kognitiv abbauen und daher nicht mehr so produktiv sind.

Doch das stimmt oft gar nicht. Denn die 50+-Generation verfügt über sehr viel Routine, Erfahrung und Selbstsicherheit. Sie sind lange im Job, im Leben angekommen und wissen, wie man Krisen meistert. Auch sind sie in diesem Alter oft familiär in einer Phase, in der sie wieder unabhängiger sind. Sie haben stabile und bessere soziale Beziehungen – was auch dazu führt, dass sie zufriedener und glücklicher sind als etwa 30-Jährige. Trotzdem prägt nach wie vor die Vorstellung das Denken, Menschen ab 50 seien alt, würden langsam abbauen und seien weniger leistungsfähig als Jüngere.

Verinnerlichte Klischees führen zur Selbstausgrenzung

Die Studie zeigt, dass die Beschäftigten, die diese Stereotype verinnerlicht haben, sich schneller ausgeschlossen fühlen sowie weniger motiviert sind im Job. Und so kann es dann tatsächlich zu einem Diskriminierungseffekt kommen – weil die Betroffenen weniger gut im Job integriert sind und sie ihre Arbeitsleistung wegen quasi eingebildeten Leistungsverlusten schlechter einschätzen. Kommt dann eine Krise dazu und findet ein Jobabbau statt, kann dies dazu führen, dass es zu einem frühzeitigem Ausscheiden aus dem Job kommt.

Führungskräfte sollten daher darauf achten, dass die Unternehmenskultur keine Klischees über Ältere lebt – und gegensteuern, wenn Ältere sich schlechter selbst einschätzen und dabei mit ihrem Alter argumentieren. Auch kann es helfen, altersgemischte Teams zu fördern.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.