Aus Klassensprechern werden häufig Manager

Businessmann mit Aktenkoffer springt in Luft

Wer sind die deutschen Spitzenmanager? Das wollte die Otto Beisheim School of Management (WHU) wissen und hat mehr als 630 Vorstände von Dax-, MDax-, TecDax- und großen Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, hinsichtlich ihrer Biografie untersucht, wie die WirtschaftsWoche berichtet.

Der typisch deutsche Manager ist demnach ein 52-jähriger verheirateter Mann, der zwei oder drei Kinder hat. Nur fünf Prozent der Befragten waren in der Studie Frauen. Die meisten von ihnen sind kinderlos. Im Schnitt sind die Entscheider fast 15 Jahre in ihrem Unternehmen tätig, viele von ihnen sitzen seit fast sieben Jahren im Vorstand. Interessant dabei ist, dass die Herkunft offenbar beeinflusst, wie schnell ein Manager befördert wird: Wer einen großbürgerlichen Familienhintergrund hat, war im Schnitt nach 6,3 Jahren an der Spitze, Vorstände aus Mittelschichts- und Arbeiterfamilien brauchten doppelt so lange.

Fast jeder Zweite kommt aus einem eher einkommensstarken Elternhaus. Viele der Manager sind in einem intakten Elternhaus aufgewachsen, nur zehn Prozent der befragten Vorstände haben die Scheidung der Eltern als Kind miterlebt. Aus einer Arbeiterfamilie kommen nur 14 Prozent der Manager. Ihre Herkunft ist für diese Manager prägend: Viele von ihnen können sich noch gut an die Geldsorgen der Eltern erinnern.

Studiert haben alle, die meisten haben sich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften entschieden, ein kleinerer Teil studierte Natur- oder Ingenieurswissenschaften. 13 Prozent der Vorstände haben außerdem einen MBA, 39 Prozent einen Doktortitel.

Die meisten arbeiten 65 Stunden die Woche

25 Prozent der Manager finanzierten ihr Studium mit Bafög, 14,2 Prozent waren Stipendiaten einer Stiftung. Verrückterweise waren darunter nur 6,3 Prozent Arbeiterkinder, aber zwölf Prozent aus reichen Familien. Beim überwiegenden Rest finanzierten die Eltern die Ausbildung. Unabhängig von der Herkunft allerdings zeigte sich bei den Entscheidern von heute schon früh, dass sie Anführer sind. Fast 60 Prozent von ihnen waren Klassensprecher, Schülersprecher oder Jahrgangssprechen. Einige suchten sich bereits als Jugendliche und junge Erwachsene ehrenamtliche Entscheidungspositionen in Vereinen.

Auch Geld war den Entscheidern von heute schon früh wichtig: Fast 92 Prozent der Unternehmenslenker sind als Jugendliche jobben gegangen. Die meisten, weil sie es wollten und nicht, weil sie es mussten. Viel arbeiten tun die Manager heute noch. Die meisten Befragten gaben an, dass sie mindestens 65 Stunden pro Woche arbeiteten.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.