Miese Führungskräfte verursachen Milliardenschaden

Mann schaut aus Bürogebäude runter

Schlechte Führungskräfte kosten die deutsche Wirtschaft gut 105 Milliarden Euro pro Jahr. Das stellt die neue Gallup-Studie fest.

Das berichtet die von uns sehr geschätzte Kollegin Claudia Tödtmann von der Wirtschaftswoche in ihrem Management-Blog. Demnach führt schlechter Führungsstil dazu, dass gut 70 Prozent der Beschäftigten nicht die volle Leistungen bringen und Ideen für sich behalten, stellt der neue Gallup-Engamgent-Index fest. Für die jährliche Studie wurden diesmal 1.414 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 18 Jahren zwischen Febraur und März sowie Oktober und Dezember im vergangenen Jahr befragt.

Die Studie stellt dem Bericht zufolge fest, dass die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade dann Dienst nach Vorschrift machen, wenn sie wenig an das Unternehmen emotional gebunden sind. 70 Prozent der Befragten wollen am liebsten nicht weiter auffallen und sind nicht sonderlich zufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Dazu trägt das Verhalten der Vorgesetzeten einen großen Anteil bei. Die Experten haben hochgerechnet, was das Zurückhalte der Leistung durch die enttäuschten und frustrierten Beschäftigten die Unternehmen im Schnitt kostet – sie kommen auf die sehr hohe Summe vob 105 Milliarden Euro.

Wie gerechnet wurde

Wie kommt man auf diese Zahl? Einerseits fehlen frustrierte Mitarbeiter häufiger, weil sie durch die unbefriedigende Arbeitssituation innerlich schon fast gekündigt haben. Das hat natürlich Folgen für die Gesundheit: Frustrierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind häufiger krank und meist auch weniger bereit, sich auch mal angeschlagen zur Arbeit zu schleppen. Warum auch? Es dankt ihnen ja sowieso niemand. Hinzukommen Einbußen durch die generell niedrigere Produktivität, Qualität und Kundenbindung, schreibt Tödtmann. Denn warum sich für die Firma ins Zeug legen, wenn sie es für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch nicht tut?

Wer mit seinem Job und Arbeitgeber unzufrieden ist, hält sich auch mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen zurück. Handeln viele Beschäftigte so, hat das schnell einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung. Der Studie zufolge soll mehr als jeder Dritte im vergangenen Jahr schwere Bedenken seinem Chef gegenüber nicht geäußert haben.

Mehr Wertschätzung, bitte!

Die Beschäftigten wünschen sich neben Wertschätzung aber auch ganz elementare Dinge: einen sicheren Job, eine bessere Bezahlung und bessere Sozialleistungen, vielfach mehr Flexibilität, nicht zuletzt um Familie und Beruf besser in Einklang bringen zu können und viele wünschen sich auch etwas mehr Freizeit oder Urlaub.

Dass sich hier etwas verbessert, glauben nur die allerwenigsten. Fast jeder Fünfte hat schon einmal an Kündigung gedacht. Meist auch wegen seines direkten Vorgesetzten. Immerhin: Ebenfalls jeder Fünfte (21 Prozent der Befragten) schätzt seinen Chef oder Chefin.

Und wie sehen die Führungskräfte sich selbst? Hier stellt die Gallup-Studie wie bereits andere Untersuchungen fest, dass sich die Personalverantwortlichen reihenweise selbst überschätzen. 97 Prozent halten sich für einen guten Vorgesetzten.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.