Das ist so fad!

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Barbara Messer rät zu einem offenen Blick auf das, was wir gerade erleben. Denn das ist der Kern des „Lebensmenüs“, dem wir durch unsere jeweilige Konnotation die entsprechenden Facetten und Farben geben.

Ein Gastbeitrag von Barbara Messer

Wem Salz als Geschmacksverstärker nicht reicht, der greift zu Glutamat, was oft in der asiatischen Küche verwendet wird. Denn Geschmacksverstärker dienen dazu, ein noch volleres Aroma zu erreichen – ob natürlich in Lebensmitteln enthalten oder von der Industrie zugesetzt.

Seit Jahren wird darüber debattiert, wie schädlich Glutamat für unser Nervensystem ist, ob es wirklich zu Übergewicht führt und ob es im Zusammenhang mit dem China-Restaurant-Syndrom steht. Statt hier jetzt dem wissenschaftlichen Disput nachzugehen, möchte ich Sie einladen, mit mir der Frage nachzugehen, ob denn zugesetzte Geschmacksverstärker überhaupt sein müssen?

Sind unsere Nahrungsmittel auch Lebensmittel, also lebensnotwendig?

Schnell gewöhnen wir uns an Zusätze. Erleben einen Mangel, wenn sie fehlen. Mit anderen Worten: Wir begeben uns in eine Abhängigkeit – ohne diesen Zusatz wirkt alles fad. Welche Geschmacksverstärker verwenden wir, um uns den Geschmack des Lebens zu verbessern?

Die einen brauchen die Dauermusikbeschallung an allen Orten. Andere können nicht ohne immer neuen Attraktionen, ansonsten sind die Wochenenden öde. Hinzu kommen ein übertriebener Aktionismus, Ersatzhandlungen, Suchtstoffe wie Alkohol, Nikotin & Co.

Im Moment sein

Es geht nicht darum, all das prinzipiell zu kritisieren, zu verteufeln. Vielmehr geht es darum, sich dessen bewusst zu werden, um selbstbestimmt handeln zu können. Und zwar in verschiedenen Situationen unterschiedlich – vergleichbar mit Glutamat im Risotto. Doch je mehr dieser Stoffe, um so schneller gewöhnen wir uns daran und empfinden „ungewürzte Lebenssituationen“ als fade.

Und so, wie natürliche Zusatzstoffe weitaus gesünder und wohlschmeckender sind als Geschmacksverstärker, so ist die Unverfälschtheit im Leben Quelle für Genuss, Wohlbefinden und Glück – ohne gleich das Glutamat auszupacken.

Wie das geht? Durch einen offenen Blick auf das, was wir gerade erleben. Und durch die Auseinandersetzung mit dem Einfachen, denn das ist der Kern des „Lebensmenüs“, dem wir durch unsere jeweilige Konnotation die entsprechenden Facetten und Farben geben.

Das pure Leben spüren

 

Das pure Leben spüren
Warum wir nicht viel brauchen, um glücklich zu sein
von Barbara Messer
Gabal Verlag (1. Auflage, März 2018)
15 Euro (D)
ISBN 978-3-86936-834-4