Arbeitskräftemangel belastet Ostdeutschland

Verschwommene Menschen eilen über Platz

Die künftige demografische Entwicklung Ostdeutschlands zeichnet ein Bild wachsender Herausforderungen. Laut dem Statistischen Bundesamt werden trotz Zuwanderungsbemühungen die Arbeitskräfte in dieser Region in den kommenden Dekaden abnehmen.

“Die heutige Altersstruktur Ostdeutschlands reflektiert noch immer den starken Geburtenrückgang nach der Wende sowie die hohe Abwanderungsrate der letzten Jahrzehnte. Selbst mit der momentanen Zuwanderungsrate wird es schwerfallen, die erwarteten Defizite bei der erwerbstätigen Bevölkerung auszugleichen”, so Bettina Sommer, Bevölkerungsexpertin beim Statistischem Bundesamt.

Ende 2022 gab es in Deutschland 51,4 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren. Davon lebten 7,2 Millionen in Ostdeutschland. Die Prognosen zeigen, dass diese Zahlen in den nächsten 20 Jahren um 560.000 bis 1,2 Millionen sinken werden. Dieser Trend wird sich fortsetzen: Bis 2070 könnte die Erwerbsbevölkerung Ostdeutschlands um bis zu 2,1 Millionen Personen schrumpfen.

Zuzug aus Westdeutschland fördern

Cover für Überall, nur nicht im BüroDie entscheidende Variable dieser Gleichung ist die Zuwanderung. Der tatsächliche Rückgang hängt demnach stark von der Anzahl der Zuwanderinnen und Zuwanderer ab. Im Gegensatz dazu wird Westdeutschland bis 2043 einen relativ geringen Rückgang von nur etwa 680.000 erwerbstätigen Personen erleben. Ein Grund dafür ist, dass Zuwanderinnen und Zuwanderer eher in westdeutsche Bundesländer ziehen. Interessant ist dabei, dass seit 2017 eine Umkehr eines langjährigen Trends zu beobachten ist: Es ziehen mehr Menschen aus Westdeutschland nach Ostdeutschland als umgekehrt – was in erster Linie Erwerbstätige sind. 2022 waren beeindruckende 77 Prozent der in den Osten Umziehenden zwischen 18 und 64 Jahre alt, wobei ein Drittel der Zugezogenen zwischen 18 und 29 Jahre alt war.

Dieses Phänomen zeigt, dass trotz der demografischen Herausforderungen Ostdeutschlands eine Anziehungskraft für bestimmte Bevölkerungsgruppen besteht. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Muster in den kommenden Jahren entwickeln werden und welche politischen und wirtschaftlichen Strategien entwickelt werden, um den Herausforderungen zu begegnen.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.