Frauen in Spitzengehaltsgruppen kaum vertreten

Schattenspiele mit Menschen vor Skylines

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat zu den Einkommensunterschieden zwischen Männer und Frauen beeindruckende Zahlen vorgelegt. Demnach ist die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern noch größer als bisher gedacht.

Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge erzielen Frauen im Schnitt lediglich die Hälfte der Einkommen der Männer. Wie kann das sein? Die Forscher analysierten Daten aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik (allerdings aus dem Jahr 2007, weil keine neueren vorlagen) getrennt nach Geschlechtern. Frauen hatten danach durchschnittlich nur 49 Prozent des Pro-Kopf-Bruttoeinkommens von Männern. Das liegt daran, weil Frauen überrepräsentiert sind in den unteren Einkommensgruppen bis 25.000 Jahresbrutto und Männer überrepräsentiert sind in den oberen Einkommensgruppen. So gibt es etwa doppelt so viele Männer als Frauen, die im Jahr 40.000 Euro Einkommen haben. Und während in der Gruppe von einem Jahreseinkommen von 75.000 Euro 80 Prozent Männer sind, gibt es hier gerade einmal 20 Prozent Frauen, die so viel Geld verdienen. Bei den Spitzenführungskräften mit Jahresgehältern von einer halben Million Euro verteilt sich das Geschlechterverhältnis so: 84 Prozent in dieser Einkommensklasse sind männlich, 16 Prozent sind weiblich.

Bemerkenswert auch: Sogar bei den Selbständigen hatten die Frauen ein geringeres Einkommen als die Männer

Woran liegt das? Ganz sicher daran, dass sehr viele Frauen wegen Schwangerschaft und Erziehungszeiten im Job reduzieren und sehr viel häufiger in Teilzeit arbeiten. Und selbstverständlich auch damit, dass sie seltener in Führungspositionen kommen und noch viel seltener in Spitzenpositionen. Dass die Zahlen alt sind, muss übrigens nicht bedeuten, dass ein Vergleich der Einkommen aus dem Jahr 2014 besser abschneiden würde. Eher im Gegenteil: Seit 2007 ist die Teilzeitquote der Frauen gestiegen. Es ist zu befürchten, dass neuere Daten einen noch größeren Gap offenbaren könnten.

Ich finde: Diese Statistik ist beeindruckend, weil sie anders als die doch relativ angreifbaren Durchschnittswerte des Gender Pay Gaps verdeutlichen, in welchen Gehaltsligen die allermeisten Frauen auf dem Arbeitsmarkt mitspielen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Das ist eine sehr selektive Betrachtung. Sollte man nicht die (meisten) Männer mit Karriereinteresse mit den Frauen vergleichen, die ebenfalls Karriere machen wollen? Ein alleiniger Fokus auf’s Gehalt — klar, dann wird man Unterschiede finden. Aber was ist zum Beispiel mit der Zeit, mit der Eltern — Männer und Frauen — ihre Kinder sehen? Der selektive Fokus auf Gehalt ist was arg ermüdend und verzerrt die Situation ziemlich. In wie weit ist es hier wirklich das Geschlecht — im Sinne von XY oder XY — und in wie weit sind es Eigenschaften oder Ziele oder Erwartungen, die eine Rolle spielen?

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