“Honeymoon-Hangover-Effekt”: Nach Euphorie folgt Ernüchterung

Mann schaut auf dem Berg stehend in den Sonnenuntergang

Für viele ist der Wechsel in einen neuen Job wie der Beginn einer aufregenden neuen Liebesbeziehung. Zuerst steigt die Zufriedenheit stark an: Neue Kolleginnen und Kollegen, neue Aufgaben, alles ist aufregend. Doch nach dieser “Honeymoon”-Phase folgt oft die Ernüchterung.

Dieses Phänomen, bekannt als “Honeymoon-Hangover-Effekt”, wird seit den 2000er-Jahren in der Arbeitspsychologie erforscht, so die Wirtschaftswoche. Eine Studie aus den 1990er-Jahren, die Antworten von über 500 Managerinnen und Managern analysierte, bestätigte diesen Effekt. Zunächst steigt die Zufriedenheit (“Honeymoon”), nur um später wieder abzunehmen (“Hangover”). Doch was passiert bei längerer Beschäftigungsdauer? Laut Shoshana Dobrow, Forscherin an der London School of Economics, zeigt eine Analyse von Daten über 40 Jahre, dass die Zufriedenheit von Mitarbeitenden tendenziell abnimmt, je länger sie bei einem Unternehmen bleiben. Nach der anfänglichen Euphorie folgt in der Regel der Realitätscheck. Ernüchterung, Resignation, heißt es in dem Artikel der Wirtschaftwoche.

Persönlichkeitsmerkmale sind ebenfalls relevant

Cover für Überall, nur nicht im BüroDie Art, wie Menschen den Jobwechsel wahrnehmen – als Aufstieg oder Abstieg –, kann auch deren Zufriedenheit beeinflussen. Studien zeigen, dass diejenigen, die in ihrer Karriere aufsteigen, eine höhere Zufriedenheit erleben, während jene, die absteigen, langanhaltende Unzufriedenheit empfinden.

Persönlichkeitsmerkmale können ebenfalls eine Rolle spielen. Forschungen deuten darauf hin, dass insbesondere Extraversion und emotionale Stabilität die Zufriedenheit nach einem Jobwechsel beeinflussen können. Erstaunlicherweise waren aber sowohl extrovertierte als auch introvertierte Menschen nach einem Jobwechsel ähnlich zufrieden. Eine weitere wichtige Komponente ist das allgemeine Lebensglück. Wer in seinem Leben zufrieden ist, zeigt eine höhere Zufriedenheit auch nach einem Jobwechsel.

Arbeitgeber beeinflusst Wechsel erheblich

Wiebke Doden, die am King’s College zum Jobwechsel forscht, betont die Bedeutung der richtigen Einstellung. Ihre Studien legen nahe, dass Beschäftigte, die Wert auf Loyalität und das Wohl des Arbeitgebers legen, nach dem “Hangover” eine steigende Zufriedenheit erleben. Im Gegensatz zu denen, die mehr auf ihre eigene Karriere fokussiert sind.

Letztlich ist es jedoch auch wichtig, wie Mitarbeitende ihren Jobwechsel gestalten. Eine proaktive Herangehensweise, gute Beziehungen zu neuen Kollegen und ein effektives Onboarding seitens des Arbeitgebers können den Wechsel erheblich erleichtern und zur Zufriedenheit beitragen.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.