„Mein Papatag ist mir heilig“

Mann und Frau mit Kindern auf dem Arm am Strand

Gerold Wolfarth ist CEO eines mittelständischen Unternehmens. Als er vor 15 Jahren Vater wurde ging er in Teilzeit, um sich die Familienarbeit gerecht mit seiner Frau teilen zu können.

Ein Gastbeitrag von Gerold Wolfarth

Wenn man seinen Beruf liebt und Vollgas gibt, fehlt einem meist die Zeit für Familie, Freunde, Freizeit. Als Unternehmer und Vater ist es mir aber wichtig, eine Balance zu finden und allen Lebensbereichen gerecht zu werden. Ich möchte den Alltag mit meiner Familie erleben und in allen Belangen mitreden können. Das klingt schön, ist aber auch sehr ambitioniert. Trotzdem war ich immer überzeugt, dass es zu schaffen ist. Daher möchte ich für junge Unternehmer Vorbild sein: Sie sollen sehen, dass beruflicher Erfolg und ein erfülltes Leben kein Widerspruch sein müssen. Man sollte nur wissen, was man will und was einem wichtig ist. Bei mir ist es zum Beispiel der Papatag.

Die Facebook-Managerin Sheryl Sandberg hat es schon vor Jahren in ihrem Weltbestseller „Lean in“ geschrieben: Frauen, denen ihre Karriere wichtig ist, sollten sich nicht den coolsten Mann suchen, sondern einen echten Partner. Einen, der bereit ist, im Haushalt und bei der Kindererziehung nicht nur zu helfen, sondern wirklich die Hälfte zu übernehmen. Ich kann ihr da nur recht geben. Aus meiner Sicht sollten Frauen ihren Partner mehr in die Verantwortung nehmen.

Montag ist Familientag

Meine Frau und ich waren uns immer einig, dass wir uns die Familienarbeit 50/50 teilen. Jeder von uns hat einen freien Tag in der Woche, um für unsere beiden Kinder da zu sein. Für die restlichen Tage haben wir eine Haushälterin. Ist eines unserer Kinder krank, bleiben wir abwechselnd zu Hause. So konnten wir beide neben der Familie unsere Karrieren weiterverfolgen. Ich als Gründer und CEO der bk Group, ein europaweit agierendes Unternehmen für Objektlösungen und Services, meine Frau als Steuerberaterin und Partnerin einer Kanzlei.

Bei Kunden und Kollegen stieß mein Wunsch nach einem Papatag anfangs durchaus auf Unverständnis. Dennoch habe ich konsequent durchgezogen, dass der Montag der Familie gehört. In den 15 Jahren ist es daher auch höchstens zehnmal vorgekommen, dass ich den Tag mit meiner Frau tauschen musste. Denn meine Kunden wissen Bescheid, dass ich montags nicht in der Firma bin – und wundern sich deshalb auch nicht, wenn sie mich nicht auf dem Handy erreichen. Für meine Mitarbeiter bin ich natürlich im Falle eines wirklichen Notfalls erreichbar.

Vielen Männern ist nicht bewusst, was sie verpassen

Das Argument vieler Männer, dass es für sie nicht machbar sei, Teilzeit zu arbeiten, lasse ich nur eingeschränkt gelten. Viele Unternehmen machen das inzwischen möglich, selbst in Führungspositionen. Es handelt sich letztlich nur um eine persönliche Entscheidung. Ich will niemanden bekehren, auch nicht meine Mitarbeiter. Mit gutem Beispiel voranzugehen und zu zeigen, dass es funktioniert, scheint mir aussichtsreicher.

Was ich sehr schade finde, ist, dass vielen Männern offenbar nicht bewusst ist, was sie verpassen. Es gibt nichts Schöneres als Familie. Die Zeit mit den Kindern lässt sich später nicht mehr nachholen. Darum sollte man alles daran setzen, diese einmalige Zeit im Leben in vollen Zügen zu genießen.

 

Gerold Wolfarth

Gerold Wolfarth gründete 1999 seine Unternehmensgruppe als „One-Man-Show“ im zukünftigen Kinderzimmer seines Privathauses. Mit der bk Group lenkt er inzwischen ein europaweit agierendes Erfolgsunternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern im fränkischen Endsee. Seine Unternehmensphilosophie: den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Im Juni erschien sein Buch „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt. Wie Sie unternehmerischen Erfolg und ein erfülltes Leben in Einklang bringen“ im Piper Verlag.