Roland-Berger-Chef ist für Frauenquote

Schattenspiele mit Menschen vor Skylines

Es ist ja immer gut, wenn sich wichtige Wirtschaftsentscheider für mehr Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit und die Frauenquote aussprechen.

So geschehen am Freitag, als folgende Meldung über den Nachrichtenticker lief. Burkhard Schwenker, Chef des Beratungsunternehmens Roland Berger, hat sich nun in die Quotendiskussion eingemischt und gesagt, die Einführung eines solchen Mittels für Spitzenposten in der deutschen Wirtschaft sei überfällig.

“Ich bin der Meinung, wir brauchen die Quote, weil der Systemwechsel sonst nicht gelingt”, zitiert ihn die Nachrichtenagentur dpa. Der minimale Anstieg des Frauenanteils in Führungspositionen sei im Vergleich mit anderen Kändern zu gering, das könne ein echtes Problem werden. Er selbst habe seine Meinung zur Quote mittlerweile geändert, nachdem er sie viele Jahre lang abgelehnt hatte.

Unternehmen können nicht mehr auf Frauenquote verzichten

Erst eine Woche zuvor hatten das Familien- und Justizministerium einen weitreichenden Quotenentwurf vorgelegt, der mindestens 30 Prozent vom jeweiligen Minderheitengeschlecht in den Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen vorsieht. Kann die Quote nicht erfüllt werden, sollen die Posten einfach leer bleiben. Die Politik ist davon überzeugt, dass die Quote nur ein Mittel auf Zeit sein wird, um einen Kulturwandel in den Chefetagen zu bewirken. Auch der Roland-Berger-Chef geht davon aus, dass in zehn Jahren Vielfalt in den Kontrollgremien und in den Vorständen der Unternehmen ganz normal sein wird. Und zwar nicht nur, was einen ausgewogenen Anteil von Männern und Frauen, sondern auch von Deutschen und Ausländern angeht. Unternehmen könnten nicht mehr auf Vielfalt verzichten. Sie führe zu besseren Entscheidungen.

Schwenker stand mit Unterbrechungen insgesamt acht Jahre an der Spitze von Roland Berger, er wechselt voraussichtlich nun in den Aufsichtsrat des Unternehmens. Sein Nachfolger soll in Kürze vorgestellt werden. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass es eine Frau sein wird.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.