Sanftes Streiten ist gut für Teams

Mann zielt mit Banane als Waffe

Mögen Sie Konflikte? In jedem Team gibt es Erneurer und Revoluzzer, die auch einen Streit nicht scheuen. Und die eher ruhigen, ausgleichendenen Bewahrer und Beschwichtiger, die lieber Konflikten aus dem Weg gehen. Powerteams haben eine gute Balance zwischen beiden Teams gefunden und schaffen es, konstruktiv und eher “sanft” zu streiten.

Nun stellt eine neue Studie fest, dass dies genau der richtige Weg ist. Denn sanfte Konflikte machen Teams erfolgreich. Mit sanften Konflikten ist eine offene Auseinandersetzung gemeint, bei der alle Teammitglieder ihre Meinung einbringen können und jeder sich offen dem anderen gegenüber zeigt. Kommt es allerdings zum verbissenen Streit, in dem jeder auf seine Ansicht beharrt und nicht mehr auf den anderen eingeht, wird auf Dauer die Kommunikation gestört. Denn die Bewahrer und Beschwichtiger ziehen sich dann unzufreiden zurück, während die Erneuerer und Revoluzzer argwöhnisch schlechte Absichten bei den eher Ruhigeren im Team unterstellen.Sanfte und starke Konflikte untersucht

Konfliktforscher der Universität Miami hatte sogenannte Aufgabenkonflikte untersucht, also Meinungsverschiedenheiten von Kollegen in einem Team, hinsichtlich der Aufgabeninhalte. Die Frage war, ob und wann solche Auseinandersetzungen ein Team auch stärken können oder ob sie nur dazu führen, dass die Kollegen darunter litten. Die Forscher untersuchten dafür 232 Mitarbeiter von amerikanischen Pflegediensten. Dabei stellten sie fest, dass die Mitarbeiter, die häufig offene Auseinandersetzungen mit ihren Kolleginnen und Kollegen hatten, der Ansicht waren, mehr Informationen über ihre Arbeit zu haben. Und sie hatten positivere Gefühle, fühlten sich angeregt und interessiert. Die Auseinandersetzungen führten offenbar auch dazu, dass sich alle gemeinsam Gedanken darüber machten, wie sie die Arbeitsabläufe verbessern könnten. Sie schienen ebenso offener gegenüber Vielfalt zu sein und aktzeptierten eher andere Ansichten und Meinungen im Team. Auch waren diese Mitarbeiter davon eher überzeugt, dass unterschiedliche Ansichten gut für eine erfolgreiche Zusammenarbeit waren. Und insgesamt war ihre Arbeitszufriedenheit größer.

Konflikte können gut sein

Schon lange ist man sich einig, dass Konflikte nicht per se negativ sind, sondern dass sie sogar gleichwertige Beziehungen zwischen Teammitgliedern fördern können. Auch Führungskräfte können aus dieser Erkenntnis lernen. Sie sollten Konflikte und Auseinandersetzungen durchaus auch positive sehen, aber sie müssen Einfluss darauf nehmen, wie stark ein Konflikt verläuft. Denn leicht können Auseinandersetzungen in heftige Streits umschlagen. Dann entfalten Teamkonflikte eine zerstörerische Kraft. Führungskräfte sollten deshalb darauf achten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter respektvoll miteinander umgehen und sich auf der Beziehungsebene nicht persönlich angehen. Auch brauchen die Teammitglieder Raum zum Lernen. Dazu gehört, dass es ist erlaubt ist, Fehler zu machen, darüber zu reden und sich gegenseitig zu unterstützen. Angeblich sollen Frauen in Führungspositionen hier im Schnitt leicht besser sein als Männer, weil ihnen eine größere Empathie nachgesagt wird.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.