Cultural Fit und value-based hiring sind auf den ersten Blick sehr ähnliche Ansätze. Doch der Unterschied liegt im Detail: Und dieser entscheidet zwischen Stillstand und Innovation, zwischen Homogenität und Diversität, so Daniela Kurrer, Chief People Officer von HeyJobs.
Daniela Kurrer ist seit 2017 Teil der HeyJobs GmbH. Damals noch als „Feel-Good-Managerin“ eingestellt, ist sie seit 2020 Chief People Officer. Sie hat einen Bachelorabschluss in Hospitality Business Development der britischen Universität Bournemouth sowie sich im Bereich Human Resources Management an der Edinburgh Business School weitergebildet.
Wir sind der Wandel: Was ist Cultural Fit und wie funktioniert es?
Daniela Kurrer: Cultural Fit beschreibt, wie gut Bewerberinnen und Bewerber und Organisation in Bezug auf Wertevorstellungen, Verhalten, Kommunikation und Arbeitsweise zusammenpassen. Deswegen sollte ein Job-Interview auch nicht nur Fragen zum Lebenslauf und den technischen Fähigkeiten der Kandidatinnen und Kandidaten beinhalten, sondern auch Fragen zu Persönlichkeit und Verhalten enthalten.
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Hier laden wir Frauen ein, mit uns über ihr Thema zu sprechen.
Wir sind der Wandel: Wie sinnvoll ist dieses Instrument im Recruiting?
Kurrer: Der Fokus auf die kulturelle Übereinstimmung gibt dem Bewerbungsprozess eine neue Dynamik sowie neue Perspektiven. Starre Muster, die ausschließlich Lebenslauf und Fähigkeiten berücksichtigen, werden zugunsten eines ganzheitlichen Blicks auf die Bewerberinnen und Bewerber aufgebrochen.
Doch daraus entsteht eine neue Problematik: Bewerbungsprozesse werden so subjektiver und damit anfälliger für Beurteilungsfehler. Auch sind Unternehmenswerte seitens der Organisation oft nicht klar genug definiert und werden daher nicht immer konsequent umgesetzt und gelebt. Das wirft die Frage auf: Woran wird in solchen Fällen der Cultural Fit gemessen? Auch beziehen Personalverantwortliche Cultural Fit oft auf die eigenen Präferenzen. Dann werden Gemeinsamkeiten wie etwa der gleiche Hochschul-Background oder ähnliche Arbeitserfahrungen bevorzugt. Die Folge: Je mehr Gemeinsamkeiten auf diese Weise ans Licht kommen, desto größer ist scheinbar der Cultural Fit. So aber entstehen – wenn auch häufig unbewusst – homogene Organisationen, wo Teams eher nach persönlichen Vorlieben kopiert als nach übergreifenden Unternehmenswerten zusammengestellt werden. Cultural Fit kann in diesen Fällen Cultural Diversity entgegenwirken.
„Das value-based hiring orientiert sich an transparenten, objektiven Kriterien“
Wir sind der Wandel: Was ist stattdessen sinnvoll?
Kurrer: Anstelle des Cultural Fit empfehlen wir das sogenannte value-based hiring, die Einstellung neuer Beschäftigte auf Basis eines gemeinsam formulierten Wertekodex. Bei HeyJobs beruht dieser Kodex auf drei grundsätzlichen Unternehmenswerten. Erstens Teamwork: Dabei basiert der Umgang im Team auf gegenseitigem Respekt. Man hört sich zu und unterstützt einander. Dazu gestalten wir unsere gesamte Kommunikation so transparent wie möglich. Zweitens Entrepreneurship, wo Innovation im Fokus steht. Wir unterstützen unsere Mitarbeitenden bei ihrer täglichen Arbeit, fördern eigenes sowie kreatives Denken, und helfen unseren Talenten dabei, Herausforderungen zu meistern. Und drittens Drive: Wir erwarten von allen den Willen, sich stetig zu verbessern. Jedes Teammitglied sollte danach streben das Team und sich selbst weiterzuentwickeln. Das leben wir, auch helfen wir unseren Mitarbeitenden dabei, wo wir nur können.
Wir sind der Wandel: Wie funktioniert value-based hiring?
Kurrer: Das value-based hiring orientiert sich an transparenten, objektiven Kriterien. Deshalb ermöglicht es ein ganzheitliches Bild von Bewerberinnen und Bewerbern – ohne dabei in die Falle individueller Vorurteile und Beurteilungsfehler zu tappen. Dementsprechend erfragen wir in unseren Interviews mit Bewerberinnen und Bewerbern neben den nötigen Fachkenntnissen auch die Grundsatzwerte ab. Dabei werden die Gespräche nicht nur von einer Person geführt, sondern im Team. Ferner sind unsere Bewertungsbögen klar strukturiert und für alle Interviewführenden gleich aufgebaut.
Letztendlich hilft der Wechsel von einer Einstellung nach Cultural-Fit-Kriterien hin zum value based hiring Unternehmen nicht nur, passende Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Das System unterstützt sie auch dabei, sich ihrer Grundwerte bewusst zu werden und stets nach ihnen zu handeln. Und sollten sich Personalverantwortliche doch noch dabei ertappen, nach individuellen Kriterien einzustellen, sollte ein Brainstorming zu den eigenen Unternehmenswerten unbedingt auf der nächsten Meeting-Agenda stehen.