Bis zu 15 Prozent der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, leiden unter Post- oder Long Covid. Der Gesundheitsminister kündigt nun eine Initiative für die Betroffenen an. Doch die enthält wenig Konkretes.
Bei Post-Covid haben die Menschen noch zwölf Wochen nach ihrer Infektion Krankheitssymptome, bei Long Covid sogar noch sechs Monate danach. Viele sind quasi dauerkrank und nicht mehr in der Lage zu arbeiten; sie werden berufsunfähig. Expertinnen und Experten schätzen, dass der große Arbeitskräftemangel auch durch den Ausfall von Long Covid-Erkrankten verschärft wird. Ökonominnen und Ökonomen erwarten sogar, dass das die Wirtschaft einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten könnte – Jahr für Jahr.
Doch bisher war wenig Platz, die Langzeitfolgen der Pandemie in den Blick zu nehmen. Das will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nun ändern – gerade hat er sein erstes Long Covid-Programm vorgestellt. Demnach ist die Lage nicht sehr gut. Immer mehr Betroffene würden in der Statistik auftauchen. Auch gebe es immer noch keine wirksamen Medikamente, die Heilungschancen demnach ungewiss. “Die Lage ist schlechter, als wir uns das erhofft hatten noch vor einem halben Jahr”, so Lauterbach. Viele Erkrankte würden “wahrscheinlich dauerhaft betroffen” sein, die Zahl werde steigen, der volkswirtschaftliche Schaden gehe jetzt schon in die Milliarden.
Ein einheitliches Krankheitsbild gibt es bislang nicht
Bisher ist nur klar: Post- und Long Covid haben vielfältige Symptome – körperlicher, kognitiver und psychischer Art. Das erschwert oft die Diagnose, ein einheitliches Krankheitsbild lässt sich bislang nicht abgrenzen. Häufige Beschwerden sind starke Erschöpfung, sogenannte Fatigue-, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen sowie Riech- und Schmeckstörungen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen. Auch Organschäden, etwa an Herz, Lunge, Niere und Gehirn sind laut dem Gesundheitsminister möglich.
Weil aber vielen Ärztinnen und Ärzten die Kenntnisse fehlen, würden viele Patientinnen und Patienten immer noch nicht ernst genommen. Das will der Gesundheitsminister jetzt mit einer Info-Kampagne ändern: Die neue Internetseite bmg-longcovid.de bündelt Informationen zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten, zu spezialisierten Kliniken und Praxen sowie zum aktuellen Stand der Forschung. Außerdem soll eine stärkere Versorgungsforschung zu Long Covid gefördert werden, wofür der Bund zunächst 41 Millionen Euro bereitstellt. Darüber hinaus soll es einen runden Tisch mit Ärztinnen und Ärzten, Betroffenen, der Pharmaindustrie sowie Krankenkassen geben, der sich am 12. September 2023 das erste Mal treffen wird.