Eine aktuelle Studie der gemeinnützigen Allbright-Stiftung zeigt: Frauen haben an der Spitze deutscher Unternehmen einen bemerkenswerten Fortschritt erzielt.
Erstmals in der Geschichte der DAX-Indexfamilie gibt es mehr Unternehmen mit einer Managerin im Vorstand (94) als solche, die keine Frau in diesem Gremium haben (66). Im Zeitraum von September 2022 bis September 2023 wurden 37 Prozent der neu besetzten Vorstandsposten an Managerinnen vergeben. Damit stieg der Frauenanteil in den Vorstandsetagen der 160 börsennotierten Unternehmen um über drei Prozentpunkte auf 17,4 Prozent (Stand: 1. September). Dies stellt den zweithöchsten Zuwachs innerhalb eines Jahres seit Beginn der Auswertung im Jahr 2016 dar. Insgesamt saßen 121 Frauen 574 Männern in den Vorstandsgremien gegenüber.
Besonders beeindruckend ist der Anstieg bei den 50 mittelgroßen Unternehmen im MDAX, wo der Frauenanteil um mehr als fünf Prozentpunkte auf 16,6 Prozent stieg. Viele Firmen haben erstmals weibliche Führungskräfte in ihre Vorstände berufen. Der Zuwachs war in kleineren SDAX-notierten Unternehmen mit 1,9 Prozentpunkten auf 12,3 Prozent geringer.
Im internationalen Vergleich bleibt Deutschland jedoch zurück
In den 40 größten US-Börsenunternehmen betrug der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Spitze zuletzt 32,6 Prozent, gefolgt von Großbritannien (29,5 Prozent), Frankreich (27,9 Prozent) und Schweden (27,2 Prozent). Die Geschäftsführer der Allbright-Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg, betonten die Notwendigkeit eines substantiellen Frauenanteils in den Vorständen, um eine nachhaltige Veränderung in den Unternehmen zu bewirken. Amerikanische Unternehmen seien in dieser Hinsicht weiter fortgeschritten und würden daher als attraktivere Arbeitgeber angesehen. Um die Chancengleichheit in der deutschen Wirtschaft nachhaltig zu etablieren, sei es daher dringend erforderlich, mehr Frauen in leitenden Positionen in Vorständen und Aufsichtsräten zu sehen, so Ankersen und Berg.
Nur sieben Frauen leiteten Vorstände
Die höchsten Führungsposten in den 160 Unternehmen sind nach wie vor fast ausschließlich von Männern besetzt. Zum Stichtag leiteten nur sieben Frauen Vorstände, darunter Helen Giza von Fresenius Medical Care und Merck-Chefin Belén Garijo. Sechs Frauen waren Vorsitzende des Aufsichtsrats – zwei weniger als im Vorjahr.
Für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit über 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen gilt seit dem 1. August 2022 die Verpflichtung, bei Neubesetzungen im Vorstand sicherzustellen, dass mindestens eine Frau vertreten ist. Bereits seit 2015 schreibt ein Gesetz eine Frauenquote von 30 Prozent für die rund 100 größten börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen in den Aufsichtsräten vor.