Vielfalt wird für den Geschäftserfolg immer bedeutender

Personen als Comic-Zeichnungen

Europäische Unternehmen mit gemischten Führungsteams haben eine über 60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Deutsche Unternehmen holen beim Frauenanteil zwar auf, bleiben aber international zurück.

Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen haben weltweit eine um 39 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein, als Unternehmen mit der geringsten Diversität. Dieser Zusammenhang hat sich seit 2015 verdoppelt, 2020 lag der Wert noch bei 25 Prozent. In Europa (analysiert wurden Daten aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen und Schweden) ist der Diversitäts-Bonus mit einer um 62 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit sogar noch deutlich stärker ausgeprägt. Betrachtet man den Faktor der ethnischen Diversität (Internationalität der Führungsteams), liegt der Wert weltweit ebenfalls bei 39 Prozent. Dies geht aus der Studie „Diversity Matters even more“ hervor, für die die Unternehmensberatung McKinsey Daten von mehr als 1.200 Unternehmen in 23 Ländern analysiert hat.

Deutschland bleibt Schlusslicht bei Frauen in Führung

Auf der anderen Seite haben Unternehmen im untersten Quartil sowohl bei der Geschlechter- als auch bei der ethnischen Vielfalt eine um 66 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, finanziell besser abzuschneiden als der Durchschnitt. „In vielfältige Teams und eine inklusive Unternehmenskultur zu investieren, lohnt sich auch wirtschaftlich mehr denn je. Wer sich darum nicht kümmert, riskiert, den Anschluss zu verlieren. In Europa ist Vielfalt sogar ein noch stärker differenzierender Faktor, da gemischte Teams und eine inklusive Kultur in der Breite der Unternehmen noch weniger ausgeprägt ist als beispielsweise in den USA. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zahlt es sich umso mehr aus, vielfältige Perspektiven zu berücksichtigen und robustere Entscheidungen zu treffen“, sagt Julia Sperling-Magro, McKinsey-Partnerin und Leiterin der People & Organizational Performance Practice in Deutschland und Österreich.

Irrtümer und Mythen rund ums Arbeitsrecht

Weltweit ist Gender-Vielfalt weiter auf dem Vormarsch. Der durchschnittliche Frauenanteil der analysierten Führungsteams – dazu zählen der Vorstand und bis zu drei Ebenen darunter – liegt bei 20 Prozent, ein Drittel mehr als im Jahr 2020. In Deutschland liegt der Frauenanteil bei nur 15 Prozent, zu beobachten ist allerdings ein deutlicher Anstieg von sieben Prozentpunkten seit 2020. Besser stehen deutsche Unternehmen beim Frauenanteil in den so genannten „Boards“ da, also in den Vorständen und Aufsichtsräten: Hier liegt ihr Anteil mit 30 Prozent doppelt so hoch wie bei den Führungsteams zwei bis drei Ebenen unter dem Vorstand. Allerdings stagniert dieser Wert seit 2020 und ist weiterhin der niedrigste unter den analysierten europäischen Ländern.

Die erfolgreichsten Organisationen beginnen frühzeitig mit dem Aufbau von vielfältigen Talent-Pipelines und Netzwerken

„Es ist entscheidend, sich nicht auf gesetzlichen Vorgaben auszuruhen, sondern langfristig eine vielfältige Talent-Pipeline im gesamten Unternehmen aufzubauen“, sagt Sperling-Magro.  Es reiche nicht aus, sich dabei auf bestehende Netzwerke zur Entwicklung von Kandidatenpipelines zu verlassen. Die Studie zeigt: Die erfolgreichsten Organisationen beginnen frühzeitig mit dem Aufbau von vielfältigen Talent-Pipelines und Netzwerken und pflegen diese Beziehungen aktiv, um anstehende Vorstandsposten zu besetzen.

Es besteht darüber hinaus ein Zusammenhang zwischen einer größeren geschlechtsspezifischen Vielfalt in Führungspositionen und der Vielfalt im gesamten Unternehmen: Eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen um zehn Prozent im Jahr 2019 führte zu einem durchschnittlichen Anstieg des Anteils der weiblichen Beschäftigten und Führungskräfte um 2,1 Prozent im Jahr 2021. So befinden sich 15 Prozent der Frauen in den Vorständen noch im ersten Jahr ihrer Tätigkeit. Immerhin: Nur noch fünf Prozent der untersuchten Unternehmen weltweit haben keine Frauen in ihren Vorständen – eine deutliche Verbesserung seit 2019.

Vielfalt korreliert auch mit nachhaltiger Unternehmensführung

Die Studie untersuchte auch, wie die Führungsvielfalt mit einer nachhaltigen und ganzheitlichen Unternehmensführung zusammenhängt, also den positiven Einfluss auf Gesellschaft, Belegschaft und Umwelt. Die Analyse ergab eine deutliche Korrelation zwischen allen Faktoren: Je höher die Vielfalt in Führungsteams, desto besser schneiden die Unternehmen bei der Bewertung ihrer Klimastrategie und bei den Indikatoren für die Gewinnung und Bindung von Talenten ab. So ist eine Erhöhung des Frauenanteils in den Führungsteams um zehn Prozent mit einem Anstieg von fast sechs Punkten bei der Bewertung der Klimastrategie und um mehr als drei Punkte im Bereich gesellschaftliches Engagement und Philanthropie verbunden.

Ein Anstieg des Frauenanteils in einem Führungsteam um zehn Prozent steht in Zusammenhang mit einer Erhöhung der Punktzahl um 2,1 Punkte bei den Indikatoren für die Gewinnung und Bindung von Talenten und bei den Arbeitsbedingungen.

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