Burnout: In 5 Schritten zum geeigneten Coach

Notrufgerät an Hauswand

Wer sich dazu entschieden hat, ein Coaching zu machen, muss nur noch einen Coach für sich finden. Nur? Nun ja, Coaches gibt es mittlerweile mehr als genug. Aber genau das ist das Problem.

„Coach“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung, jeder kann sich so nennen und sei er auch ein Scharlatan. Wie also trennt man die Spreu vom Weizen? Die folgenden fünf Schritte sollen dabei helfen, die richtige Wahl zu treffen:

1. Definieren Sie Ihre Erwartungen!
Zunächst sollten Sie Ihr persönliches Ziel für das Coaching definieren: Benötige ich nur einen Anstoß, um aus meiner Situation herauszufinden? Bin ich ins Stocken geraten? Ist es Zeit für einen kompletten Neuanfang? Legen Sie auch fest, wie viel Geld Sie zu investieren bereit (oder in der Lage) sind. Denn auch der beste Coach ist nicht der geeignete Coach, wenn seine Dienstleistung Ihr Budget übersteigt.

2. Strecken Sie Ihre Fühler aus!
Zuerst sollten Sie im Freundes- und Bekanntenkreis nach Erfahrungen und Empfehlungen fragen. Eine weitere Möglichkeit sind Tipps und Hinweise in der Presse und in den Medien. Aber auch Experten des Büros für Berufsstrategie, der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater oder die Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung können weiterhelfen.

3. Überprüfen Sie die Fachkompetenz des Coaches!
Folgende Fragen können Ihnen bei der Überprüfung der Fachkompetenz gute Anhaltspunkte liefern:

  • Über welche Zusatzausbildungen verfügt der Coach? Die meisten Coaches haben sich neben dem Psychologiestudium ein oder mehrere Schwerpunkte gesetzt (zum Beispiel Integrative Gestalttherapie (FPI), tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, lösungsorientiertes Coaching, Stimm- und Sprechtherapie).
  • Welche spezifische Beratungserfahrung kann er belegen?
  • Können entsprechende Referenzen benannt werden?
  • Verfügt der Coach über eigene Berufserfahrung in Fach- und Führungspositionen?
  • Hat der Berater Erfahrung in der praktischen Personalarbeit?
  • Berät der Coach mit einem bestimmten Branchenschwerpunkt?

Gute Fragen, aber wie gelangen Sie an die Antworten? Eine gute Informationsquelle ist die Internetseite des Coaches, auf der Sie für gewöhnlich Auskünfte über das Angebot und die Konditionen erhalten. Fehlen hier entsprechende Angaben, so ist auch dies ein Anhaltspunkt und möglicherweise ein Indiz dafür, von diesem Kandidaten besser die Finger zu lassen.

Ein seriöser Coach weiß um den Wert seiner Leistung

Natürlich ist es auch möglich einfach nachzufragen, wenn Ihnen bestimmte Informationen fehlen. Die Angst, dem Coach damit „auf den Schlips“ zu treten, sollten Sie beiseite schieben. Der gute Coach wird über Ihre Fragen eher dankbar sein als anzunehmen, dass an seiner Professionalität gezweifelt wird.

Auch auf die Bandbreite des Beratungsangebotes sollten Sie achten: von der Hilfestellung bei Berufseinstieg oder Berufswechsel über Bewerbungstrainings bis hin zur Burnout-Prophylaxe bestehen zahlreiche Möglichkeiten. Ein professionelles Beratungsunternehmen wird dieser Themen-Vielfalt durch spezielle Angebote gerecht.

Besondere Vorsicht ist bei angeblichen “Erfolgsgarantien” oder “Schnäppchenpreisen” geboten. Ein seriöser Coach weiß um den Wert seiner Leistung, wird dennoch keine dubiosen Versprechungen machen.

4. Lernen Sie Ihren Coach in spe unverbindlich kennen!
Ein Coaching besteht aus einer Vielzahl von Gesprächen. Daher sollten Sie stets auf ein Vorgespräch pochen, das in der Regel unverbindlich geführt wird.

Sehr wichtig ist, dass zwischen dem Betroffenen und dem Coach die “Chemie“ stimmt. Ein wichtiger Aspekt, denn ein professionelles Coaching betrifft immer auch persönliche Bereiche. Deshalb ist neben dem berufskundlichen Wissen auch die psychosoziale Kompetenz des Coaches wichtig.

Betroffene sollten konkret ihr Beratungsanliegen und ihre Ziele klären. Und der Coach sollte über sein konkretes Vorgehen informieren: Ist eine Mindestanzahl von Sitzungen vorgesehen? Wie wird abgerechnet? Ein seriöser Coach wird nach Klärung der Ausgangs- und Erwartungslage eine konkrete Schätzung und Kalkulation vornehmen.

Auch sollten Betroffene erfragen, wie die Beratung konzipiert ist. Ein geschulter Coach arbeitet lösungs- und zielorientiert. Er verwendet Feedback-Methoden und liefert eine präzise inhaltliche Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen. Und am Ende des Coachings bietet er ein Auswertungsgespräch an, in dem gemeinsam abgeglichen wird, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden.

Zu klären ist auch, was von dem Betroffenen persönlich erwartet wird. Eine effektive Beratung ist wie gesagt immer als Hilfe zur Selbsthilfe angelegt. Der professionelle Coach wird daher ganz selbstverständlich Selbstreflexion und aktive Mitarbeit fordern. Er wird seine Vorgehensweise von Anfang an erläutern und die einzelnen Schritte zum Erfolg bleiben immer nachvollziehbar.

Und das erste Beratungsgespräch sollte nicht unmittelbar an das Vorgespräch anschließen, denn der Betroffene muss in Ruhe das Angebot überdenken können.

5. Erstellen Sie eine Checkliste!
Haben Sie einen bestimmten Coach ins Auge gefasst, dann stellen Sie noch einmal alle Informationen zusammen, die Sie über ihn gesammelt haben. Welche Punkte sind Ihnen besonders wichtig? Hat Ihr Kandidat hier überzeugende Ideen und Konzepte in petto? Entscheiden Sie ruhig aus dem Bauch heraus – aber füttern Sie ihn zuvor mit den notwendigen Informationen.

Was leistet ein Coach?

Wir sind ja bereits auf den Ursprung des Begriffes „Coach“ zu sprechen gekommen: Kutsche. Das Wort beschreibt also ein (Transport-)Mittel, das Personen ermöglicht, von einem an einen anderen Ort zu gelangen. Genau das ist die Aufgabe des Coaches. Nur, dass die Fahrt nicht von „Berlin“ nach „München“ geht, sondern von „Ungewissheit“ zu „Selbstsicherheit“.

Aber: Damit der „Transport“ glückt, muss auch der Reisende etwas leisten. Wichtig für den Erfolg eines Coachings ist die Offenheit, das Vertrauen und eine positive Erwartungshaltung, die der Betroffene mitbringen muss. Die innere Bereitschaft zu Weiterentwicklung und/oder Neuorientierung bildet die Basis für eine erfolgreiche Beratung.

Im Erstgespräch eines Coachings werden in der Regel zunächst wichtige Eckpunkte festgelegt. Dazu gehören der Umfang der Zusammenarbeit und die Themen, die Etappenziele und das/die Gesamtziel(e), Termine und Ort der Treffen, die Dauer und die Intensität, die Kommunikationsformen wie persönliches Gespräch, E-Mail, Telefon sowie die Zahlungsmodalitäten.

Das Grundgerüst für ein erfolgreiches Coaching bildet ein Problemlösungsmodell, das aus fünf Schritten besteht:
1. Schritt: Belastende Situationen beobachten und beschreiben.
2. Schritt: Probleme erkennen und analysieren.
3. Schritt: Einfallsreich sein, um Lösungen zu finden.
4. Schritt: Die Lösungsmöglichkeiten umsetzen und erproben.
5. Schritt: Feststellen, was erfolgreich wirkt und was weniger hilft.

Fragen im Coaching

Ein Coaching läuft immer sehr individuell ab. Dennoch gibt es eine Reihe von Fragen, die generell Ausgangspunkt einer Beratung sein können:

  • Wie kann ich meinen Arbeitsalltag so strukturieren, dass ich trotz Zeitdruck und Arbeitsaufkommen konzentriert bleibe?
  • Womit setze ich mich unter Druck?
  • Was sind Warnsignale und wie steuere ich dagegen?
  • Wie setze ich mir realistische Ziele?
  • Wie schaffe ich es, trotz fehlender Rückmeldung von außen, mit den eigenen Leistungen zufrieden zu sein?
  • Was muss ich tun, damit die Rückmeldungen von außen nicht ausbleiben?
  • Wie setze ich mir sinnvolle Grenzen?
  • Wie bekomme ich die notwendige Unterstützung?
  • Welche Werte leiten mich bei der Arbeit?
  • Wie gelingt mir die Balance zwischen Berufs- und Privatleben?
  • Wie erhalte ich meine Kraft?
  • Welche Formen der Erholung brauche ich? Und wann?
  • Wofür übernehme ich Verantwortung und wofür nicht?

Bei der Beantwortung all dieser Fragen benötigen Betroffene professionelle Hilfe. Denn, ob man nun mit einem Coaching einem Burnout vorbeugen, die ersten Burnout-Anzeichen bekämpfen, ein Burnout begleiten oder ein Burnout „nach-bereiten“ will, wichtig ist, dass man erkennt, dass man in dieser Situationen nicht ohne professionelle Unterstützung weiterkommt. Denn es ist schwer, allein seine Grenzen abzustecken, Ziele neu und realistisch zu definieren und allein über Sinn und Werte im Beruf zu reflektieren, wenn man brennt oder bereits ausgebrannt ist.

Sabine Hockling

Die Chefredakteurin Sabine Hockling hat WIR SIND DER WANDEL ins Leben gerufen. Die Wirtschaftsjournalistin und SPIEGEL-Bestsellerautorin beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Veränderungen unserer Arbeitswelt. Als Autorin, Herausgeberin und Ghostwriterin veröffentlicht sie regelmäßig Sachbücher – seit 2023 in dem von ihr gegründeten DIE RATGEBER VERLAG.