Dax-Unternehmen schaffen eigene Frauenquoten-Ziele nicht

Verschwommene Person auf Rolltreppe

Oje, das sieht nicht gut aus: Bisher hatten die Dax-30-Unternehmen auf eine freiwillige Selbstverpflichtung gesetzt, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. So wollte die Wirtschaft die gesetzliche Quote verhindern.

Und in den letzten Jahren gab es auch einige, kleinere Fortschritte, die als Erfolge gefeiert wurden. Immer im Frühjahr veröffentlichen die größten börsennotierten Unternehmen seit 2011 seither ihre Erfolge. In diesem Jahr ließen die neuen Zahlen auf sich warten. Auch die Website flexi-quote.de, die von der früheren Familienministerin Kristina Schröder gelauncht wurde und auf der die Unternehmen ihre selbstgesteckten Ziele veröffentlichten, ist nicht mehr am Netz.

Die Wirtschaft hält an ihren freiwilligen Zielen fest

Nun hat die Wirtschaft doch noch ihre Zahlen geliefert. Der Frauenanteil in Führungspositionen in Dax-Unternehmen liegt demnach weit hinter den Zielen von Politik und Wirtschaft zurück. Das geht aus dem Bericht der Unternehmen zur Umsetzung ihrer Selbstverpflichtung von 2011 hervor, der am Dienstag vom Arbeitgeberverband BDA in Berlin veröffentlicht wurde. Demnach ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Inland bei Dax notierten Unternehmen seit 2011 zwar um durchschnittlich 17 Prozent gestiegen, in den meisten Fällen haben die Unternehmen ihre Ziele aber nicht erreicht. Besonders in der Baubranche und Schwerindustrie fehlen Frauen an der Spitze. Dennoch will die Wirtschaft an ihren freiwilligen Zielen festhalten. Familienministerin Manuela Schwesig ist darüber not amused. “Freiwillige Vereinbarungen haben nichts gebracht. Das hat sich in all den Jahren gezeigt, in denen wir das Thema schon diskutieren”, sagte Schwesig. Die Politik habe mehr als ein Jahrzehnt auf freiwillige Vereinbarungen mit der Wirtschaft gesetzt. “Der Versuch ist gescheitert”, sagte die Ministerin. Darum dürfte nun mit Druck aus der Politik zu rechnen sein. Der bisherige Entwurf für das Quotengesetz sieht allerdings eine Reihe von Ausnahmen vor. Besonders für Branchen, in denen vor allem MINT-Berufe gefragt sind. In diesen Fächern ist oft nicht einmal jeder fünfte Absolvent eine Frau. Fordert man für Unternehmen dieser Branchen also auch Führungskräfte aus diesen Fächern, dürfte es schwierig werden, zeitnah die Quote zu erfüllen.

So klagen auch Headhunter mittlerweile darüber, dass sie kaum Kandidatinnen finden. Oftmals würden Stellen so lange verändert, bis sie auf das Profil der verfügbaren Managerinnen passten, erzählte mir neulich ein Münchner Berater, der auf Spitzenführungskräfte spezialisiert ist.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

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