Der Einstieg in die Kapitalmarktdeckung kommt: Die Bundesregierung will die Aktienrente starten. Die Reform zielt darauf ab, das gesetzliche Rentensystem für kommende Generationen stabil zu halten.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) verteidigt die geplante Einführung der sogenannten Aktienrente als eine wichtige Maßnahme zur Sicherung der Renten. “Das ist gut angelegtes Geld, weil wir aus den Erträgen dann mithelfen können, die Beiträge zu dämpfen”, erklärte der Bundesarbeitsminister am Sonntagabend. Trotz dieser Unterstützung stieß das Vorhaben erneut auf Kritik von Sozialverbänden, während die FDP es als “Riesenerfolg” lobte. Heil kündigte zudem an, dass gut 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner zur Jahresmitte mit einer Rentenerhöhung oberhalb der Inflationsrate rechnen könnten.
Die Reform zielt darauf ab, das gesetzliche Rentensystem für kommende Generationen stabil zu halten, so Heil in einem Interview mit dem ARD-“Bericht aus Berlin”. Ohne Maßnahmen würde das Rentenniveau ab 2027 sinken. Die gesetzliche Rente solle auch weiterhin “nach einem Leben voll Arbeit” die tragende Säule der Alterssicherung bleiben. Die Einführung der Aktienrente soll dazu beitragen, dass die Beiträge nicht in den kommenden Jahren stark ansteigen.
Die Ertragschancen an den Kapitalmärkten nutzen
Die Ampel-Regierung hatte sich bereits 2021 auf eine “teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung” verständigt. Das sogenannte Generationenkapital soll dabei von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Stelle “professionell verwaltet” und “global” angelegt werden. Ziel ist es, die Ertragschancen an den Kapitalmärkten zu nutzen, um Beitragssatz und Eintrittsalter stabil zu halten und gleichzeitig das Rentenniveau nicht zu senken.
Nach monatelangen Verhandlungen haben Heil und Finanzminister Christian Lindner (FDP) das Rentenpaket II vorgestellt. Dieses soll unter anderem das Rentenniveau bis 2029 auf 48 Prozent halten. Die FDP begrüßte die Einigung auf das Rentenpaket und betonte die Bedeutung der Aktienrente als einen ersten Schritt hin zu einer kapitalgedeckten Säule in der gesetzlichen Rentenversicherung.
Sozialverbände fordern Umgestaltung hin zur Bürgerversicherung
Sozialverbände wie der Paritätische äußerten hingegen Bedenken gegenüber der Aktienrente. Sie bezeichnen sie als “riskanten Irrweg” und fordern stattdessen eine Umgestaltung hin zu einer Bürgerversicherung. Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider warnt vor den Risiken einer solchen Anlagestrategie in der gesetzlichen Rentenversicherung. Auch der VdK und die Linkspartei fordern umfassende Reformen zur Stärkung der gesetzlichen Rente. Die Einbeziehung aller Einkommensgruppen in die Rentenversicherung sowie eine Anhebung des Rentenniveaus stehen dabei im Fokus.
Heil äußerte sich auch zur bevorstehenden Rentenerhöhung zum 1. Juli und betonte, dass diese den Tariferhöhungen am Arbeitsmarkt folgen werde. Aufgrund der Rückgänge der Inflationsrate seien Rentenerhöhungen über dieser Rate zu erwarten. Im vergangenen Jahr stiegen die Renten im Westen um 4,39 Prozent und im Osten um 5,86 Prozent.