Frauen im Einkauf bekommen ein Viertel weniger

Frau mit Handy in der Hand

Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich ist der Gender Pay Gap – die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern – eklatant. Diese Woche flatterte folgen Mitteilung auf meinen Schreibtisch: Nach einer neuen Studie bekommen Frauen, die in den Einkaufsabteilungen österreichischer Unternehmen arbeiten, 26 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen.

Und in die Führungspositionen schaffen die Frauen es auch nicht: Acht von zehn Leitern der Einkaufsabteilungen sind Männer. Das stellt die Einkäufer-Gehaltsstudie 2014 der Beratungsunternehmen Penning Consulting, Kerkhoff Consulting und dem Forum Einkauf des Österreichischen Produktivititäs- und Wirtschaftlichkeitszentrums (ÖPWZ) fest, die diese Woche veröffentlich wurde.

Im Schnitt bekommen Einkäufer 68.700 Euro brutto im Jahr (inklusive Bonuszahlungen) – Einkäuferinnen dagegen bekommen im Schnitt nur 50.600 Euro brutto, also gut jährlich 18.000 Euro brutto weniger als die männlichen Kollegen. Auch in Führungspositionen verdienen Frauen signifikant weniger. So erhalten männliche Einkaufschefs ein Bruttojahresgehalt von 93.100 Euro, während die weiblichen Chefs bei nur 84.300 Euro liegen. Die Gehaltsstudie vergleicht die Löhne der Einkäuferinnen und Einkäufer mit Vollzeitstellen und berücksichtigt auch, in welcher Position die Beschäftigten arbeiten. Insofern kann mit Teilzeitarbeit oder Jobs in den unteren Hierarchien der Unterschied nicht erklärt werden.

Gender Pay Gap bleibt

Allerdings sind mehr Frauen bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen beschäftigt, wo die Gehälter nicht ganz so üppig sind. Das dürfte einen Teil des Gaps erklären.

Insgesamt zeigt sich, dass der Frauenanteil im Einkauf relativ niedrig ist. 2013 betrug er 17 Prozent. 2012 waren noch 19 Prozent, 2011 sogar 26 Prozent. Die meisten Frauen arbeiten als Sachbearbeiterinnen – hier beträgt der Frauenanteil sogar 77 Prozent.

Die Studienautoren vermuten, dass der niedrige Anteil der weiblichen Beschäftigten mit dem Druck in der Branche zu tun haben könnte. Nur 6 Prozent der Befragten gab an, dass ihr Unternehmen Möglichkeiten zur Kinderbetreuung anbiete. Da, wo es solche Angebote nicht gebe, sei es schwer, den Job mit seinen Anforderungen mit Familie und Kinderbetreuung zu vereinbaren.

Befragt worden waren 123 Unternehmen im Alpenland.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • “Und in die Führungspositionen schaffen die Frauen es auch nicht: Acht von zehn Leitern der Einkaufsabteilungen sind Männer.”
    “Insgesamt zeigt sich, dass der Frauenanteil im Einkauf relativ niedrig ist. 2013 betrug er 17 Prozent.”

    Ich verstehe Ihr Problem leider nicht, meiner Meinung nach ist es doch eine durchaus gerechte Situation wenn die verschiedenen Geschlechter in den Führungspositionen genauso stark oder schwach repräsentiert sind wie in den darunterliegenden Ebenen.
    Wären Frauen in den Führungsebenen stärker vertreten als im restlichen Betrieb würde das doch eine Bevorzugung gegenüber ihren Kollegen bedeuten, gegen die im Sinne der Gleichberechtigung vorgegangen werden müsste.

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