Jobbedingter Umzug belastet Beschäftigte mit niedrigerem Bildungsabschluss

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Für den Job umzuziehen, bedeutet viel, gibt man doch sein Umfeld auf. Eine Studie zeigt nun, wer besonders darunter leidet.

Ein beruflich bedingter Umzug kann Menschen belasten, denn je nach Lebenssituation muss mitunter eine ganze Familie mitziehen oder sie wird auseinandergerissen. Aber auch wer Single ist, kann unter einem solchen Umzug leiden. Denn auch der Freundeskreis und das soziale Umfeld bieten Stabilität, die am neuen Wohnort neu aufgebaut werden muss.

Offenbar sind Menschen je nach Bildungsgrad von einem Job-Umzug im eigenen Wohlbefinden unterschiedlich stark belastet. Personen mit Hochschulbildung berichten meist noch bis zu vier Jahre nach dem Umzug über eine Verbesserung des eigenen Gesundheitszustands, ergab eine am 8. Juni 2022 veröffentlichte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Menschen mit einem niedrigerem Bildungsabschluss hingegen beklagen eher eine Verschlechterung und negative körperliche und mentale Effekte infolge eines jobbedingten Umzugs. Diese Verschlechterung sei “in der Größenordnung mit dem Effekt einer Ehescheidung vergleichbar”, heißt es in der Studie.

Intrinsische Motivation wirkt sich besser auf die Gesundheit aus

Die Erklärung? Hochgebildete wechseln meist aus eigenem Antrieb und intrinsischen Motiven für den Job das Umfeld. Bei Niedrigqualifizierten geschieht der Wohnortwechsel meist aus der Not heraus, weil ein Arbeitsplatz verloren gegangen ist. Dann führt ein Umzug natürlich viel schneller zu Stress. Auch kommt es auf die Art der Arbeit am neuen Wohnort an. Fehlen hier die finanziellen Mittel, ist die Arbeit zudem körperlich und psychisch belastend, fällt es schwerer, in der neuen Umgebung Wurzeln zu schlagen. Ein Gefühl von Heimweh und Einsamkeit kann sich ausbreiten.

Für besser Gebildete gehen beruflich bedingte Umzüge hingegen oft mit Lohnanstiegen sowie einer Verbesserung der Arbeitssituation einher, was die körperliche und mentale Gesundheit positiv beeinflussen kann. Außerdem sind Beschäftigte mit akademischem Abschluss eher in der Lage, das Unternehmen bzw. den Arbeitsplatz selbst zu wählen. Jedes Jahr verlegen demnach etwa 3,9 Millionen Menschen in Deutschland ihren Wohnsitz. Grundlage für die Studie war eine Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP).

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.