Wollen die Deutschen länger arbeiten, als sie müssten – freiwillig oder aus finanzieller Not? Eine forsa-Umfrage für XING beleuchtet die aktuelle Rentendiskussion und zeigt: Die Gründe, warum Beschäftigte im Alter im Job bleiben, sind vielfältig.
Während Politik und Wirtschaft über Modelle wie die Aktivrente oder ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren debattieren, liefert die forsa-Umfrage im Auftrag von XING interessante Einblicke in die Meinungen der Betroffenen. Im Rahmen der XING Wechselbereitschaftsstudie befragte man rund 3.500 Mitarbeitende – mit aufschlussreichen Ergebnissen: Rund 13 Prozent können sich vorstellen, über das reguläre Rentenalter hinaus zu arbeiten. Besonders viele aus der Babyboomer-Generation (über 61 Jahre) möchten freiwillig weiterarbeiten.
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Die Gründe für längeres Arbeiten variieren: 70 Prozent wollen geistig fit bleiben, 56 Prozent schätzen den Erhalt sozialer Kontakte, und für die Hälfte zählt persönliche Sinnerfüllung. Männer betonen häufiger den mentalen Aspekt, Frauen den sozialen Nutzen.
Rente reicht nicht: Warum viele länger arbeiten müssen
Fast ebenso viele – 48 Prozent – müssen aus finanziellen Gründen über das Rentenalter hinaus arbeiten. Besonders betroffen sind Frauen: 63 Prozent befürchten, dass ihre Rente nicht ausreicht, bei Männern sind es 40 Prozent. „Frauen sind viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Sobald Kinder da sind, treten sie beruflich kürzer, übernehmen große Teile der Care-Arbeit und kehren später in Teilzeit zurück“, erklärt Thomas Kindler, Managing Director bei XING. Eine Veränderung dieser Strukturen sei notwendig – für beide Geschlechter.
Unternehmen könnten Anreize schaffen, um älteren Beschäftigten den Verbleib im Beruf zu erleichtern. Flexible Arbeitszeiten mit reduzierter Stundenzahl finden 34 Prozent attraktiv. Für 18 Prozent wäre eine überdurchschnittliche Bezahlung ein Anreiz, länger zu arbeiten. Auch steuerliche Vorteile sprechen für 16 Prozent dafür, über das Rentenalter hinaus im Job zu bleiben.
Renteneintritt: Viele planen früheren Ausstieg, einige bleiben länger
Auf die Frage nach dem eigenen Renteneintrittsalter antwortet knapp die Hälfte, dass sie bis zum regulären Alter von 65 oder 67 Jahren arbeiten möchten. Ein Drittel würde lieber früher aussteigen, während sich rund jede:r Achte ein längeres Berufsleben vorstellen kann. Sieben Prozent haben sich noch keine konkreten Gedanken über ihren Ausstieg gemacht.