Menopause: Tabuthema in Unternehmen

Verschwommene Person auf Rolltreppe

Die Wechseljahren sind nicht nur belastend für Frauen, sondern auch verheerend für die Wirtschaft. Unternehmen sollten sich daher dringend dem Thema „Mitarbeiterinnen in der Menopause“ stellen und es in ihre New Work-Konzepte einbinden.

Ein Gastbeitrag von Tanja Mehler

Heute ist der weltweite Tag der Menopause (World Menopause Day). Bereits 1984 von der International Menopause Society (IMS) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, stellt er jährlich das Bewusstsein der Frauengesundheit in ihrer Lebensmitte in den Mittelpunkt. Denn genau das passiert in unserer Gesellschaft (noch) nicht.Themen wie die Gleichberechtigung, die Lohngerechtigkeit und -transparenz, die Gleichstellung sowie das Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu befördern, werden mittlerweile von Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert. Ein wichtiges Thema aber wird dabei völlig außer Acht gelassen, ignoriert und sogar stigmatisiert: die Menopause. Und dass, obwohl jährlich 47 Millionen Frauen weltweit in die Wechseljahre kommen. 2030 werden gar 1,2 Milliarden Frauen in den Wechseljahren sein.

Belastend für Frauen, verheerend für die Wirtschaft

Dabei hat ein Drittel der Frauen starke belastende Begleiterscheinungen, ein Drittel berichtet von lästigen Phasen während der Wechseljahre und lediglich das übrige Drittel der Frauen hat keine oder nur geringe Beschwerden. Und dennoch: 66 Prozent der arbeitenden Frauen in Deutschland sagen, dass sich die Symptome der Wechseljahre auf ihre Arbeit auswirken. Laut einer britischen Studie gaben sogar 99 Prozent der Befragten an, dass die Beschwerden negative Auswirkungen auf ihren Beruf haben. Und 42 Prozent der befragten Frauen überlegen sogar, beruflich kürzer zu treten oder ganz aus dem Job auszusteigen. Die Zahlen zeigen, dass ein Ignorieren des Themas nicht nur belastend für Frauen, sondern verheerend für die Wirtschaft ist.


Tanja Mehler

Als Marken- und Marketingexpertin hat Tanja Mehler in den letzten 18 Jahren zahlreiche Marken aufgebaut und weiterentwickelt. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist dabei die Entwicklung langfristiger Strategien und innovativer Kampagnen.


Und obwohl jede Frau die Wechseljahre durchläuft, ist die Menopause noch immer ein Tabuthema. Auch beschäftigen sich nur sehr wenige Frauen ab 40 eigeninitiativ und im Voraus mit den Wechseljahren. Hinzu kommt, dass eine professionelle Aufklärung und eine Unterstützung durch Gynäkolog:innen und Hausärzt:innen kaum sichergestellt sind. Wie auch: In den meisten medizinischen Fakultäten und Weiterbildungsprogrammen werden angehende Ärzt:innen nicht über die Menopause unterrichtet. Eine Umfrage ergab, dass nur 20 Prozent der gynäkologischen Weiterbildungsprogramme irgendeine Art von Menopause-Ausbildung anbieten. Fast 80 Prozent der Assistenzärzt:innen geben zu, dass sie sich bei der Erörterung oder der Behandlung der Menopause wenig wohl fühlen.

Das kann ich bestätigen: Als sich bei mir die ersten Anzeichen dieser einschneidenden Lebensphase bereits mit Ende 30 bemerkbar machten, nahm mich niemand ernst. Meine Symptome wie Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen und gelegentlich auch Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten wurden von meiner Frauenärztin mit zu viel Stress abgetan. Da ich auch mit den typischen Symptomen wie dem Ausbleiben der Periode und Hitzewallungen kämpfte, blieb ich beharrlich. Und dennoch konnte meine Ärztin mir nicht helfen. Nach zahlreichen Arztbesuchen bei verschiedenen Ärzt:innen landete ich bei einer Gastroenterologin, die mich an eine Hormonspezialistin verwies, die die Perimenopause dann offiziell diagnostizierte.

Die Menopause ist keine Krankheit!

Cover für Überall, nur nicht im BüroHäufig kommt der Höhepunkt der Karriere zeitgleich mit dem Sprung in die Wechseljahre. Letzteres kommt einem „Spektakel“ im Körper der Frau gleich. Weil es jedoch für jede Frau eine individuelle Lösung gibt, kann auch jede weiterhin ihren Job erfüllen und für ihr Unternehmen eine wertvolle Mitarbeiterin bleiben. Wenn denn Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen in dieser Phase unterstützen.

Als Betroffene, die das Hormonchaos schon sehr früh erleben musste, möchte ich an alle Unternehmen appellieren, sich dem Thema „Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren“ zu stellen und es in ihre New Work-Konzepte einzubinden. Denn jede Beschäftigte wird die Menopause erleben. Für einige wird sie dabei belastender sein als für andere. Deshalb sollten neben der Aufklärung und der Thematisierung der Wechseljahre auch die Schaffung von Lösungen und das Herausarbeiten von Ideen und Möglichkeiten auf der Agenda aller Unternehmen stehen. Nur auf diese Weise können wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

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