Pflege: Keine Kündigungswelle in der Pandemie

Eine Gruppe von Ärzten geht Krankenhausfllur entlang

In einer aktuellen Studie widerlegt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Befürchtungen einer Kündigungswelle unter Pflegekräften während der Pandemie.

Die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass die Belastung zwar hoch war, sich aber nicht in einer signifikanten Abnahme der Beschäftigungsverhältnisse niederschlug. Gemäß den Erkenntnissen des IAB stieg die Gesamtzahl der Pflegekräfte nach Beginn der Corona-Pandemie deutlich an. Im Jahr 2021 waren 80.000 Fach- und Hilfskräfte im Gesundheits- und Pflegesektor mehr tätig als im Jahr 2016, was einem Plus von 8,5 Prozent entspricht. Überraschenderweise blieben die Beschäftigungsverhältnisse in Krankenhäusern am stabilsten, während Pflegeheime bei den Fachkräften einen leichten Rückgang verzeichneten.

IAB-Forscher Max Kunaschk betonte, dass stationäre Einrichtungen allgemein Schwierigkeiten haben, ihre Mitarbeiter zu halten. Fast jede vierte Fachkraft wechselte nach zwei Jahren in einen anderen Betrieb im Gesundheitswesen. Interessanterweise verließen mehr Beschäftigte aus Heimen und der ambulanten Pflege die Branche, verglichen mit denjenigen aus Krankenhäusern.

Zuwachs nur durch Zugewanderte möglich

Der Personalzuwachs, so die Forschenden, resultiert vor allem aus der vermehrten Einstellung ausländischer Fachkräfte, wobei der Frauenanteil bei über 80 Prozent liegt. Trotz dieses Anstiegs stehen Pflegeeinrichtungen vor der Herausforderung, in Zukunft mehr Menschen für einen Pflegeberuf zu gewinnen.

Die Studie wirft auch einen Blick auf die unterschiedlichen Arbeitsumfelder in der Pflege. Während Krankenhäuser relativ stabile Beschäftigungsverhältnisse aufrechterhalten konnten, müssen Pflegeheime und ambulante Dienste verstärkt daran arbeiten, ihre Belegschaft zu binden.

Die Ergebnisse dieser Forschung bieten nicht nur einen Einblick in die aktuelle Lage des Pflegepersonals, sondern geben auch Anlass zur Diskussion darüber, wie die Pflegebranche in Zukunft gestärkt und attraktiver gestaltet werden kann, um dem steigenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften gerecht zu werden.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.