Reagieren Führungskräfte im Trauerfall unsicher und sprachlos, richten sie in der Regel großen Schaden an – bei Betroffenen und der Belegschaft.
Stirbt ein Mitarbeiter oder ein Angehöriger eines Mitarbeiters stellt das für Unternehmen und Führungskräfte eine enorme Herausforderung dar, denn in der Regel fehlt Vorgesetzten und auch den Kollegen eine entsprechende Ausbildung im Umgang mit Trauernden. Deshalb sollten sich Unternehmen grundsätzlich Gedanken darüber machen, wie sie mit der Trauer umgehen wollen. Mögliche Maßnahmen sind zum Beispiel Schulungen, die den korrekten Umgang mit Trauernden vermitteln und das Aufsetzen eines schriftlichen Trauerleitfadens, der beim Umgang mit Trauernden hilft.
Verstirbt ein Mitarbeiter ist das Management gefragt
Pflicht sind der Kondolenzbrief und -besuch. Beim Brief sollten Führungskräfte darauf achten, dass er nicht auf Firmenbriefpapier, sondern auf einem neutralen Bogen verfasst ist. Auch sollte er persönliche Worte enthalten, die nicht am Computer, sondern per Hand geschrieben sind. Und auch wenn es am Ende nur eine Kleinigkeit ist, ein Kondolenzbrief sollte per Hand adressiert und frankiert werden. Das alles zeugt von einer gewissen Wertschätzung, die Hinterbliebene durchaus registrieren.
Steht die Beerdigung an, sollten Unternehmen die direkten Kollegen des verstorbenen Mitarbeiters freistellen. Und auch wenn die Beerdigung für Mitarbeiter keine Pflichtveranstaltung darstellt, so muss mindestens ein Vorgesetzter daran teilnehmen. Ob dieser auch eine persönliche Trauerrede halten sollte, hängt vom Verhältnis des Verstorbenen zum Unternehmen und der Führungsriege sowie vom Wunsch der Hinterbliebenen ab.
Langfristige Effekte nicht unterschätzen
Verstirbt ein Angehöriger eines Mitarbeiters muss ebenfalls sensibel vorgegangen werden, denn trauernde Mitarbeiter befinden sich in einem inneren Ausnahmezustand. Das heißt, ihre Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sind eingeschränkt, was auf Dauer in Abteilungen und Teams zu Auseinandersetzungen führen kann. Denn nicht alle Kollegen haben Verständnis – vor allem, wenn Betroffene “zu lange” trauern. Deshalb sollten Führungskräfte gerade die langfristigen Effekte nicht unterschätzen. Denn der Verlustschmerz und die Trauerverarbeitung sind für Betroffene ein sehr langwieriger Prozess – falsche Reaktionen verschlimmern diesen meist. Für Vorgesetzte heißt das, dass sie auf keinen Fall verstummen sollten. Ganz im Gegenteil, sie sollten den Betroffenen ein Gesprächsangebot für einen echten Dialog machen.
Können oder möchten Betroffenen im Zweifel weniger reden und möchten vielmehr ihre Ruhe haben, sollten Unternehmen betroffenen Mitarbeitern ausreichend Zeit einräumen. Eine Möglichkeit ist, sie großzügig freizustellen (Stichwort: Sonderurlaub). Auch Informationen wie Adressen von Beratungsstellen oder Therapeuten können hilfreich sein.
Am Ende sollten Führungskräfte bedenken, dass der sensible Umgang im Trauerfall langfristig positive Auswirkungen hat: Erhalten Betroffene ausreichend Zeit für ihre Trauerbewältigung, bleiben sie dem Unternehmen als wertvolle Arbeitskraft erhalten. Und auch die Belegschaft honoriert in der Regel dieses Verhalten.