Führungskräfte müssen Zuversicht geben

Gruppe von Personen

Motivation und Zuversicht statt Druck und Kontrolle: Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass die Führungskräfte der Erfolgsfaktor für gesundes Arbeiten in der Krise sind.

Die neuesten Konjunkturprognosen deuten zwar auf ein V hin und darauf, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie doch nicht so schlimm sein werden wie zunächst erwartet. Dennoch ist die Krise tiefgreifend für die Arbeitswelt. Millionen von Beschäftigten arbeiten seit Monaten überwiegend oder sogar ausschließlich im Homeoffice. Arbeitsabläufe wurden eilig angepasst, viele Provosorien fungieren mittlerweile als Dauerlösung.

Und mittlerweile sind immer mehr Menschen in Deutschland “coronamüde”. Ausgelaugt, erschöpft und belastet, so fühlen sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auch wenn der Job sicher ist. Umso entscheidender sind derzeit die Führungskräfte und die Zuversicht, die sie verbreiten. Gesundheitsschutz heißt in Zeiten den Pandemie mehr als Hygienekonzepte und Infektionsschutz, es kommt vor allem auf psychologische Faktoren an, will man seinen Mitarbeitenden ein gesundes Umfeld schaffen. Das stellt auch die neue Arbeitgeberstudie zum um Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) der Techniker Krankenkasse in Kooperation mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und der Haufe Group fest.

Demnach kommt den Führungskräften kommt bei den Themen Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine besondere Bedeutung zu. So sagen sechs von zehn befragten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, dass Führungskräfte von großer bzw. eher großer Bedeutung für die Gesundheit der Belegschaft seien.

Führungskräfte stehen sich selbst im Weg

Der Vorstandsvorsitzender der Techniker, Jens Baas, betonte bei der Vorstellung der Studie, dass in Corona-Zeiten die Soft Skills so gefragt seien wie selten zuvor.  “Wertschätzung, klare Kommunikation sowie Transparenz der Entscheidungen – das sind alles wichtige Faktoren, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen. Das zahlt sich auch auf die Gesundheit aus”, so Baas.

Dass Führungskräfte die entscheidende Stellschraube sind, wenn es auch um das psychische Wohlergehen der Beschäftigten geht, ist keine neue Erkenntnis. Allerdings tun viele Unternehmen zu wenig, wenn es darum geht, diese Erkenntnis auch in den betrieblichen Alltag zu integrieren. Denn Führung bedeutet eben immer auch Macht – und um diese auszuüben, braucht es oft Kontrolle. Und dies führt häufig automatisch zu einem Gefühl der Unfreiheit und Fremdsteuerung und schürt ein Klima des Misstrauens. Mitunter ist den Führungskräften ihre zentrale Rolle auch gar nicht bewusst. Auch das stellt die TK-Studie fest: Nur rund 40 Prozent der Unternehmen bieten bereits jetzt Maßnahmen an, um Führungskräfte für dieses Thema zu sensibilisieren. Oft haben die Personen, die Führungspositionen in den Firmen ausüben, diejenigen, die auch der Grund dafür sind. Manche haben kein Interesse, sich damit auseinanderzusetzen, andere wollen sich schlicht nicht engagieren, immerhin 56 Prozent sehen keinen Bedarf daran, sich mit ihrer eigenen Funktion auseinanderzusetzen. Nur ein Viertel der Befragten gab an, dass sie dafür keine Zeit oder personellen Ressourcen zur Verfügung hätten.

Für die Studie wurden von Mitte Februar, als es noch keinen Lockdown gab, bis Ende März rund 1.200 Geschäftsführerinnen, Personal- und Gesundheitsverantwortliche aus der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu der Bedeutung und dem Stand der Umsetzung ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements befragt. Dabei ging es unter anderem um gesunde Führung, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, mobile Arbeit, lebenslanges Lernen, Förderung von konzentriertem Arbeiten sowie Schlaf und Erholung.

Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.