Der Diplom-Psychologe Hans-Georg Willmann erklärt, wie Festhalten uns hemmt – und wie bewusstes Loslassen Karrieren, Unternehmen und Leben vor Burnout bewahrt, Innovation fördert und persönliche Freiheit ermöglicht.
In Unternehmen, Karrieren und Privatleben gilt ein unausgesprochenes Gesetz: Nur wer zupackt, hält und optimiert, bleibt oben. Wir ringen um Status, Sicherheit, Besitz – und um Projekte, die längst ihre Energie verloren haben. Hans-Georg Willmann zeigt in „Warum nicht einfach mal loslassen?“, wie dieses Festhalten beginnt und warum es uns schadet.
Menschen verharren in Jobs, die keine Freude mehr bringen. Sie klammern sich an Beziehungen ohne Zukunft, an Strategien, die überholt sind. Angst vor Verlust, gesellschaftlicher Druck und der Wunsch nach Kontrolle halten sie gefangen. Das Ergebnis: Überforderung, Burnout, Frust. Wer nicht loslassen kann, verliert Freiheit und Lebendigkeit – selbst wenn der Lebenslauf glänzt.
Die Kunst des bewussten Abschieds
Willmann betont: Loslassen ist kein passives Aufgeben, sondern ein aktiver Schritt zur Selbstführung. Der Schlüssel liegt in der Erkenntnis: Festhalten schützt nicht, es blockiert. Wer den inneren Widerstand erkennt, kann ihn überwinden.
Im Buch schildert er Geschichten von Menschen, die den Mut fanden, sich aus vermeintlich sicheren Strukturen zu lösen. Ein Manager kündigt, weil sein Herz längst woanders ist. Eine Unternehmerin verkauft ihre Firma, um endlich zu leben, statt zu funktionieren. Diese Beispiele zeigen: Befreiung beginnt nicht mit Flucht, sondern mit der bewussten Entscheidung, was bleiben darf – und was gehen muss.
Loslassen als Strategie für Erfolg und innere Stärke
Willmann verbindet Psychologie und Praxis. Er erklärt, warum das Gehirn am Vertrauten hängt: Er verspricht Sicherheit. Doch wer sich kleinen Abschieden stellt – ein überfülltes Büro entrümpelt, ungenutzte Abos kündigt, alte Rollen hinterfragt – trainiert den „Loslassmuskel“ und bereitet sich auf größere Entscheidungen vor.
Loslassen bedeutet nicht Verlust, sondern Gewinn. Wer Platz schafft, kann Neues zulassen – beruflich wie privat. Willmann argumentiert, dass wirtschaftlicher Wandel ohne diese Haltung scheitert. Unternehmen, die an überholten Produkten, Prozessen oder Führungsstrukturen festhalten, verlieren Innovationskraft. Führungskräfte, die Macht nicht abgeben, blockieren Talente.
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Das Buch liefert Werkzeuge für diesen Prozess: Es zeigt, wie man innere Blockaden erkennt, Ängste adressiert und den ersten Schritt wagt. Willmann rät, die Illusion absoluter Sicherheit loszulassen und den Wert des Unbekannten zu erkennen. Nicht der Plan garantiert Erfolg, sondern die Fähigkeit, ihn loszulassen, wenn er nicht mehr trägt.
Aufruf zur Selbstermächtigung
Ein Beispiel aus seiner Praxis: Ein Familienunternehmen hielt an einem defizitären Geschäftsbereich fest, weil er „Tradition“ verkörperte. Erst als die Führung den Mut fand, diesen Bereich aufzugeben, entstand Raum für eine neue Produktlinie, die das Unternehmen wieder wachsen ließ. Loslassen bedeutete hier nicht den Verlust von Identität, sondern die Rettung der Zukunft.
Willmann schreibt klar und unaufgeregt. Er fordert keine Heldentaten, sondern bewusste Entscheidungen. Seine Botschaft: Wer loslässt, handelt. Er oder sie übernimmt Verantwortung für das eigene Leben, statt sich von Angst leiten zu lassen. In einer Welt, die sich schneller wandelt, als Pläne es erlauben, wird Loslassen zur Schlüsselkompetenz. Es schafft Raum für Innovation, schützt vor Burnout und stärkt die innere Widerstandskraft.