Schichtarbeit: Gesundheitsrisiken erkennen und vorbeugen

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Schichtarbeit und Gesundheit: Wie Nachtarbeit und unregelmäßige Arbeitszeiten die Gesundheit beeinflussen und welche Maßnahmen zur gesunden Gestaltung des Arbeitsalltags beitragen.

In Pflege, Produktion, öffentlichem Nahverkehr und Gastronomie arbeiten Beschäftigte rund um die Uhr. Schichtarbeit macht dies möglich. Laut Statista 2023 übt etwa jeder 15. der 15- bis 64-jährigen Beschäftigten in Deutschland Schichtarbeit aus. “Es gibt viele Formen der Schichtarbeit. Oft werden im Dreischichtmodell 24 Stunden abgedeckt. Aber es gibt auch Branchen, in denen Früh- und Spätschichten wechseln oder Mitarbeitende in Teilschichten arbeiten – zum Beispiel am Morgen einige Stunden und dann noch einmal am Abend. Gemeinsam ist allen Schichtmodellen, dass sie den Schlafrhythmus und die sozialen Aktivitäten der Beschäftigten beeinflussen”, erläutert Dr. Wiete Schramm, Arbeitsmedizinerin bei TÜV Rheinland. “Hier setzen wir an: Wir unterstützen Unternehmen und Beschäftigte bei der Etablierung eines wirkungsvollen Arbeits- und Gesundheitsschutzes, der Schichtarbeit gesundheitsfördernd gestaltet.”


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Schichtarbeit umfasst oft Nachtarbeit, die § 2 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) als “jede Art Arbeit, die mehr als zwei Stunden der Nachtzeit umfasst” definiert. Dies gilt, außer in Bäckereien und Konditoreien, von 23:00 bis 6:00 Uhr. Nachtarbeitende sind Menschen, die regelmäßig in Wechselschicht Nachtarbeit leisten oder an mindestens 48 Tagen im Jahr nachts arbeiten. Gemäß ArbZG § 6 Abs. 3 haben sie vor Beginn der Nachtarbeit Anspruch auf eine arbeitsmedizinische Untersuchung, die alle drei Jahren wiederholt werden kann. Ab 50 Jahren kann die Untersuchung jährlich erfolgen. Außerdem müssen Schichtarbeitenden auf Wunsch regelmäßig arbeitsmedizinische Vorsorge ermöglichen.

Schichtdienst belastet die Gesundheit

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtNachtarbeit widerspricht dem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und kann chronischen Jetlag verursachen. Tagsüber ist der Schlaf oft kürzer und weniger tief. Das kann, ebenso wie unregelmäßiges Schlafen, Schlafmangel und Schlafstörungen fördern. Auch die Konzentration kann leiden, was Fehler und Unfälle begünstigt. Schichtdienst beeinflusst zudem die Ernährung: Der Mahlzeitenrhythmus verschiebt sich, was Magen-Darm-Probleme verursachen kann.

Arbeiten am Abend, an Wochenenden und Feiertagen beeinträchtigt soziale Aktivitäten und die Work-Life-Balance: Unternehmungen mit Freunden und der Familie erfordern genaue Planung. Auch Hobbys können nicht regelmäßig ausgeübt werden, was soziale Kontakte einschränken kann. “Die arbeitsmedizinische Beratung hat bei Menschen im Schicht- und Wechseldienst einen hohen Stellenwert. Belastende Faktoren wie Schlafmangel oder psychische Belastungen können angesprochen, praktische Tipps gegeben und gemeinsam Lösungswege gesucht werden”, sagt Schramm.

Arbeitsabläufe gesund gestalten

Nacht- und Schichtdienst müssen die besonderen Belastungen der Beschäftigten berücksichtigen, so die Deutsche Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin. Mitarbeitende sollten in die Schichtplanung einbezogen und persönliche Belange berücksichtigt werden. Schichten sollten nicht länger als acht Stunden dauern. Längere Arbeitszeiten sind nur akzeptabel, wenn die Arbeitsinhalte und -belastungen dies zulassen, ausreichend Pausen vorhanden sind und längere Freizeitblöcke zwischen den Schichten eingeplant werden. Eine Vorwärtsrotation der Schichten von Früh- und Spät- zur Nachtschicht hat sich bewährt, mit einem raschen Wechsel etwa alle drei Tage. “Beim Arbeits- und Gesundheitsschutz können keine Kompromisse eingegangen werden. Mit unserer Beratung unterstützen wir Beschäftigte dabei, das Leben mit der Schichtarbeit gesundheitsfördernd zu gestalten. Das reicht von Tipps für einen ausreichenden Schlaf über angepasstes Essverhalten bis hin zu ausreichender Bewegung. Finden wir Hinweise auf Beanspruchungen bei vielen Beschäftigten durch die Schichtarbeit, können wir diese Beobachtung anonymisiert an den Arbeitgeber weitergeben und gemeinsam entsprechende Gegenmaßnahmen entwickeln”, erklärt Schramm.

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