Mehr Frauen als Investorinnen

Frau schaut vor Hauswand hervor

Weniger Frauen als Männer gründen ein Unternehmen. Auch erhalten Gründerinnen seltener Investorengelder. Ein Grund: Männer fördern lieber Männer. Eine Initivative will das jetzt ändern.

Immer noch sind Gründer in Deutschland vor allem eins: männlich. Zwar sehen viele Frauen in der Selbständigkeit eine Möglichkeit, selbstbestimmt zu arbeiten. Den Schritt in die Unternehmensgründung wagen dennoch nur wenige. Und wenn sie ein Start-up gründen, stehen sie vor mehr Schwierigkeiten als Männer. Denn von Frauen gegründete Start-ups bekommen gerade einmal ein Drittel der Investorengelder die männliche Gründer einsammeln, so Studien.

Eine neue Initiative will das jetzt ändern: der “All Female Deal” wirbt für mehr Frauen in der Investorenlandschaft. Hinter der Idee stehen die beiden Unternehmerinnen Jana Tepe und Anna Kaiser, Geschäftsführerinnen von Tandemploym, einem vor acht Jahren gegründeten HR-Tech-Start-up. Das Unternehmen entwickelte eine Software, mit deren Hilfe Unternehmen flexiblere Arbeitsformen finden können – um zum Beispiel dem Wunsch nach Jobsharing von Mitarbeitenden besser nachgekommen zu können. Tandemploy hat sich mittlerweile so erfolgreich am Markt etabliert, dass die beiden Gründerinnen nun Anteile an der Tandemploy GmbH verkauft haben – aber nur und ganz bewusst ausschließlich an Frauen. “Es ist die erste rein weibliche Finanzierungsrunde dieser Dimension eines deutschen Tech-Start-ups, das noch dazu unter weiblicher Führung steht – und ein starkes Signal in der männlich dominierten Gründerszene”, so Jana Tepe.

Mehr Investorinnen, mehr erfolgreiche Gründerinnen, mehr wohlhabende Frauen

Die Investorinnen sind fünf namhafte Managerinnen wie Angie Gifford, die Europa-Vize-Präsidentin von Facebook oder Elke Eller, Arbeitsdirektorin des Tui Konzern. Die beiden Gründerinnen hoffen, dass ihre Initiative auch andere dazu bewegt, sich mit dem Thema mehr Diversität in der Investorenlandschaft zu beschäftigen. Die Zahlen dazu sprechen eine deutliche Sprache: 96 Prozent der deutschen Venture-Unternehmen werden von Männern geführt, rein weibliche Start-ups haben eine 18 Prozent geringere Chance, überhaupt Investorengeld zu erhalten. Und nur 1,6 Prozent der Gründerinnen erhielten im vergangenen Jahr Wagniskapital – aber fast 18 Prozent der Gründer. Das zeigt, wie schwer Frauen es als Unternehmerinnen haben. Wenn es mehr erfolgreiche Firmen geben soll, die von Frauen gegründet wurden, dann muss sich das dringend ändern.

Und es gibt noch einen anderen Grund, warum es mehr Investorinnen auf der anderen Seite geben sollte: Frauen setzen in dieser Funktion auf andere Faktoren als Männer. Oft ist ihnen Vielfalt und Nachhaltigkeit wichtig – und nicht nur die Aussicht auf rasche Gewinne. Und das ist von einem positiven Nutzen für die gesamte Wirtschaft; sowie in Zeiten einer weltweiten Krise überfällig. Hinzukommt: Je mehr Wachstum und damit Wohlstand es unter Frauen generell gibt, desto mehr schwindet auch der Gender Pay Gap und die Vermögenslücke zwischen den Geschlechtern. Je mehr Frauen es mit Vermögen gibt, desto mehr potentielle Investorinnen gibt es!

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.