Baubranche: Weniger Arbeitsunfälle, mehr Berufskrankheiten

Baukräne auf Rohbau

Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle auf deutschen Baustellen ist 2023 zwar gesunken, die Zahl der tödlichen Unfälle und Berufskrankheiten aber steigt weiter an.

Im Jahr 2023 gab es auf Baustellen und im Bereich der baunahen Dienstleistungen in Deutschland insgesamt 96.153 meldepflichtige Arbeitsunfälle. Das sind 3.227 weniger als im Jahr 2022. Damit sind die meldepflichtigen Arbeitsunfälle im Vorjahresvergleich um mehr als drei Prozent zurückgegangen. „Heute gibt es auf Baustellen deutlich weniger Arbeitsunfälle als noch vor fünf Jahren, und dass trotz intensiver Bautätigkeit und hoher Beschäftigung. Das freut uns natürlich, denn das verdeutlicht: Arbeiten auf Baustellen wird tendenziell sicherer. Das sehen wir auch an der Entwicklung der sogenannten Tausend-Personen-Quote“, sagt Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU.

Die Tausend-Personen-Quote bildet die relative Unfallhäufigkeit pro 1.000 Vollbeschäftigte ab. Sie liegt für 2023 bei 44,6 (2022: 45,5). „Trotzdem passieren nach wie vor zu viele Unfälle, die hätten vermieden werden können. Viele Gefahren sind bekannt, so dass wirksame Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Das gilt für Unfälle ebenso wie für Berufskrankheiten”, so Bernhard Arenz weiter.

Arbeitsunfälle mit Todesfolge

Ein Drittel aller meldepflichtigen Arbeitsunfälle am Bau haben Verletzungen an den Händen zur Folge. Mit einem Anteil von 17,7 Prozent folgen Verletzungen an Füßen oder Sprunggelenken, rund zehn Prozent der Verletzungen betreffen die Arme. „Oft sind die Verletzungen schwerwiegend und führen zu längeren Ausfallzeiten. Meldepflichtig sind Arbeitsunfälle erst dann, wenn Betroffene mehr als drei Tage arbeitsunfähig sind“, sagt Bernhard Arenz.


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76 Beschäftigte sind 2023 bei einem Arbeitsunfall am Bau ums Leben gekommen. Das sind zwei Tote mehr als im Jahr 2022. Die Hauptursachen für tödlich verlaufende Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft sind dabei Absturzunfälle sowie herabfallende oder kippende Bauteile. Beide Ursachen zusammen machen rund 70 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle am Bau aus.

Mehr Berufskrankheiten in der Bauwirtschaft

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtDie Zahl der gemeldeten Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit steigt dabei seit Jahren kontinuierlich an. Auch 2023 ist im Vorjahresvergleich erneut ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. So waren es 2023 mit insgesamt 19.658 neuen Verdachtsmeldungen 1.430 Fälle mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg um rund acht Prozent. Die im Jahr 2023 am häufigsten gemeldeten Berufskrankheiten sind Lärmschwerhörigkeit (4.581), Hautkrebs durch die ultraviolette Strahlung der Sonne (2.952), bandscheibenbedingte Wirbelsäulenerkrankungen (1.867), Verschleißerkrankungen des Kniegelenkes (1.436) und Lungenkrebs in Verbindung mit einer Asbeststaublungenerkrankung (1.286).

„Von Jahr zu Jahr erreichen uns mehr Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit. Allein seit 2019 gab es einen Anstieg um etwa 25 Prozent. Grund ist unter anderem die steigende Lebenserwartung. Außerdem gibt es einen offeneren Umgang mit dem Thema Krankheit und auch eine größere Sensibilisierung auf Seiten des medizinischen Personals. Um die Anzahl der Erkrankungen langfristig zu senken, müssen wir noch intensiver darüber aufklären, dass der Schutz zum Beispiel gegen Lärm oder UV-Strahlung nicht nur notwendig, sondern auch sehr einfach umsetzbar ist – bei der Arbeit und auch im privaten Bereich“, so Bernhard Arenz.

Beschäftigte ermutigen “Stopp!” zu sagen

Die BG BAU engagiert sich mit wirksamen Regelungen und umfassenden Informationen für mehr Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf den Baustellen und im Bereich baunaher Dienstleistungen. Gemeinsam mit den Sozialpartnern entwickelt sie wirksame und praxisnahe Lösungen, um die Beschäftigten vor Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu schützen. Dazu gehört unter anderem das verhaltensorientierte Präventionsprogramm “BAU AUF SICHERHEIT. BAU AUF DICH”, welches für Gefahren und Risiken am Arbeitsplatz sensibilisieren soll. Ziel des Präventionsprogrammes ist dabei, ein Gefahrenbewusstsein zu schaffen und die Beschäftigten zu ermutigen “Stopp!” zu sagen, wenn Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten werden.

Seit 2024 wird unter dem Motto “Gesund arbeiten. Besser leben.” die Vermeidung von Berufskrankheiten verstärkt in den Fokus genommen. Auf einer Themenseite sind praktische Maßnahmen und fundierte Einblicke zum Schutz vor den häufigsten Berufskrankheiten zusammengestellt. Finanzielle Anreize in Form von Arbeitsschutzprämien sollen Unternehmen zudem zu Investitionen in die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz motivieren.

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