Der tägliche Kampf am Arbeitsplatz

Frau schläft lehnend an einer Mauer

Von Hitzewallungen über Stimmungsschwankungen bis hin zu schwerer Erschöpfung – mehr als acht Millionen berufstätige Frauen in Deutschland befinden sich in den Wechseljahren.

Und sie kämpfen täglich mit Menopause-Symptomen am Arbeitsplatz: 48 Prozent mit Müdigkeit, 39 Prozent mit Konzentrationsstörungen und 20 Prozent mit Gedächtnisschwund. Alles Symptome, die sich negativ auf ihre Arbeitsfähigkeit auswirken können. Gleichzeitig fühlen sich 72 Prozent der Betroffenen am Arbeitsplatz nicht ausreichend unterstützt, wenn es um ihre Bedürfnisse in den Wechseljahren geht, wie eine Umfrage des Hygiene- und Gesundheitsunternehmens Essity zeigt.Im Fokus: Wirtschaftskfaktor WechseljahreWie stark sich Wechseljahrbeschwerden auf Frauen am Arbeitsplatz auswirken, welche Unterstützung sie dort erhalten oder welche medizinische Versorgung sie in Anspruch nehmen, dafür befragte Essity weltweit 16.000 Menschen, 1.000 Menschen in Deutschland. Diese befanden sich entweder in der Perimenopause, in den Wechseljahren oder hatten diese gerade abgeschlossen. Fest steht: Die lebensverändernde Phase “Wechseljahre” wird am Arbeitsplatz zu wenig anerkannt.

Mit Symptomen sind Frauen in den Wechseljahren häufig allein

Von den befragten Personen waren 82 Prozent, unabhängig von ihrem Berufsfeld oder ihrer Branche, erwerbstätig, 50 Prozent in Vollzeit. Um ihre Symptome am Arbeitsplatz in den Griff zu bekommen, änderten nur wenige von ihnen ihre Arbeitsroutine, 85 Prozent konnten es nicht. Zu den Anpassungen gehörte die Reduzierung von Arbeitszeit (6 Prozent) oder die Inanspruchnahme von Urlaubstagen für die Menopause (17 Prozent). Nur 7 Prozent hatten dabei auch einen Anspruch auf eine Freistellung speziell für die Menopause. 48 Prozent der befragten Frauen sind aber generell der Meinung, dass Frauen eine bezahlte Freistellung für die Menopause erhalten sollten.

Cover für Überall, nur nicht im BüroMit Symptomen und Alltagsbewältigung sind Frauen in den Wechseljahren häufig allein, denn auch am Arbeitsplatz ist das Thema ein Tabu. Nur 16 Prozent derjenigen, die in den Wechseljahren berufstätig waren, erhielten Unterstützung von ihren Kolleginnen, 10 Prozent von ihrem Arbeitgeber. Dem gegenüber stehen 72 Prozent, die keine Unterstützung erhielten, aber nur, weil Kolleginnen und Arbeitgeber es nicht wussten. 10 Prozent sagen sogar, dass sie nicht unterstützt wurden, obwohl der Arbeitgeber es wusste. Das zeigt: Je mehr wir über dieses Thema sprechen, desto mehr wird es an Bedeutung gewinnen und tabufreier werden. Das würde auch Vorurteile und Diskriminierung minimieren: 7 Prozent der Befragten hatten Kolleginnen und vor allem Kollegen, die unfreundliche Bemerkungen machten, weil sie die Menopause erlebten, und 5 Prozent fühlten sich in irgendeiner Weise diskriminiert.

Zu wenig Aufklärung – für alle

Dazu kommt: Menschen sind zu den Wechseljahren schlecht informiert und fühlen sich auch von Ärzt:innen oft nicht ausreichend aufgeklärt. Nicht einmal die Hälfte der Befragten (43 Prozent) gab an, mit ihrer oder ihrem Arzt:in über die Wechseljahre gesprochen zu haben. Und nur jede zweite Frau sagte, sie hätten ein gutes Verständnis der Wechseljahre. Und obwohl sie über Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Angstzustände und vieles mehr berichteten, haben viele von ihnen eine medizinische Behandlung vermieden. Von denjenigen, die Anzeichen der Wechseljahre verspürten, haben 36 Prozent versucht, Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, um diese zu lindern. Von denjenigen, die Ärzt:innen aufsuchten, haben 31 Prozent eine Hormonersatztherapie durchgeführt, um ihre Symptome zu lindern.

Das Ziel der Umfrage ist es, mehr Gespräche über die Wechseljahre zu führen und das Bewusstsein für die körperlichen und emotionalen Symptome zu schärfen, die Frauen während der Perimenopause und darüber hinaus erleben. Mehr als die Hälfte der befragten Personen sehen die Wechseljahre als Tabuthema (53 Prozent) und ebenso viele haben ihre Erfahrungen mit den Wechseljahren in ihren sozialen Kreisen oder Freundesgruppen geteilt (50 Prozent). Mehr öffentliches Bewusstsein und Diskussionen über die Wechseljahre, die Symptome und ihre Auswirkungen auf Menschen sind daher essenziell – auch am Arbeitsplatz. Veränderungen brauchen Zeit, deshalb will Essity die Diskussion weiterführen und die Sichtbarkeit von Menschen in den Wechseljahren erhöhen.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.