Fachkräftemangel treibt den Trend zu Benefits voran

Mann mit einem Post-it auf der Stirn, auf dem Be Happy steht

Der Markt für freiwillige Zusatzleistungen boomt: Eine Marktanalyse zeigt, dass Unternehmen mit gezielten Benefits die Mitarbeiterbindung stärken und Kosten senken können.

Immer mehr Unternehmen setzen auf freiwillige Zusatzleistungen, um Arbeitskräfte zu gewinnen und zu binden. Der Markt für Benefits wächst entsprechend rasant: Allein das Fahrradleasing hat sich seit 2019 verfünffacht. Doch sowohl Unternehmensentscheider als auch Anbieter solcher Leistungen kämpfen mit fehlender Markttransparenz und unzureichendem Wissen über Regularien. So geben 82 Prozent der Personalleiter:innen an, sich im Dschungel der Anbieter schwer zurechtzufinden. 27 Prozent kennen die Freibeträge für Gesundheitsförderung nicht, 15 Prozent wissen nichts über die Entgeltumwandlung, und fünf Prozent nutzen die steuerbegünstigte Sachbezugsprämie nicht. Oft fehlt zudem eine gezielte Auswahl passender Leistungen, was die Kosten in die Höhe treibt, ohne die gewünschte Wirkung zu erzielen.


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Das zeigt die bisher größte Marktanalyse zu Employee Benefits in Deutschland, die Roland Berger gemeinsam mit Branchenpartnern durchgeführt hat. Über 1.700 HR-Expert:innen liefern Ansätze, um die Effizienz solcher Programme zu steigern. “Die Bandbreite an Mitarbeiter-Benefits geht heute weit über die (betriebliche) Altersvorsorge, Essensgutscheine oder Obst am Arbeitsplatz hinaus”, sagt Fabian Neuen, Partner bei Roland Berger. “Der Markt bietet viele neue Angebote, etwa im Bereich Gesundheit, Fitness oder Mobilität, wodurch gleichzeitig auch die Erwartungen der Arbeitnehmer steigen. Als Arbeitgeber heißt es daher, genau hinzuschauen und nicht nur die gesetzlichen und steuerlichen Regularien genau zu kennen, sondern auch zu ermitteln, welche Leistungen den eigenen Arbeitnehmern wirklich wichtig sind. Nur so erreicht man zielgenau die gewünschte Wirkung und kann gleichzeitig die Kosten unter Kontrolle halten. Zudem sollten die Dienstleister hier unterstützen und ihr Angebot optimieren. Mit unserer Marktanalyse legen wir für beides die Grundlage.”

Strategische Benefits statt Gießkannenprinzip

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtEin zentrales Ergebnis der Umfrage: Beim Employer Branding zählt nicht die Masse an Benefits, sondern deren Passgenauigkeit. Fast 90 Prozent der befragten Personalverantwortlichen bevorzugen fünf bis zehn gezielt auf die Belegschaft zugeschnittene Leistungen. “Wichtig ist zudem, sich bei der Auswahl der Leistungen strategisch auf Mitarbeiterzielgruppen mit besonders hoher Bedeutung für das Unternehmen zu konzentrieren“, betont Neuen. „Derzeit nutzen viele Unternehmen Standardangebote, die sich nach dem Gießkannenprinzip an alle Mitarbeiter richten und die angestrebte Wirkung nicht oder nur teilweise erreichen. Das ist nicht effizient.”

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen die steuerlichen Vorteile von Benefits nicht ausreichend nutzen, was die Kosteneffizienz weiter schmälert. Zwischen 20 und 30 Prozent der Befragten nennen zu hohe Kosten als Grund, bestimmte Leistungen nicht anzubieten. Die Expert:innen von Roland Berger empfehlen daher eine strategische Herangehensweise. Auch die Anbieter sollten ihre Produkte und Prozesse so gestalten, dass sie den Verwaltungsaufwand für Unternehmen minimieren und einen reibungslosen Ablauf gewährleisten. Zudem wünschen sich 72 Prozent der Personalleiter:innen mehr Informationen über die Wirkung der verschiedenen Leistungen.

Unternehmen bauen ihr Angebot aus

Im Durchschnitt bieten die befragten Unternehmen derzeit 6,6 verschiedene Benefits an. Die Branchenunterschiede sind jedoch groß: Banken- und Versicherungen führen mit 8,4 Angeboten, gefolgt von der IT- und Kommunikationsbranche mit 8,0. Am unteren Ende stehen das Gastgewerbe und die öffentliche Verwaltung mit jeweils 5,3 sowie der Bildungssektor mit 4,3.

Für 2025 planen die meisten Unternehmen, ihr Angebot auszubauen. Im Schnitt sollen 1,4 neue Leistungen hinzukommen, am stärksten im Energiesektor mit 1,9. Die Ziele sind klar: 89 Prozent der Befragten wollen die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit steigern, 79 Prozent die Work-Life-Balance verbessern und 77 Prozent das Wohlbefinden der Belegschaft fördern. “Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Unternehmen entschlossen sind, aktiv um Talente zu werben und attraktive Arbeitgeber zu sein”, sagt Neuen. “Da der Fachkräftemangel in Deutschland sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird, dürfte sich der Trend zu Mitarbeiter-Benefits eher noch verstärken und der Markt für entsprechende Dienstleistungen weiter wachsen.”

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