Attraktivere Benefits ausschlaggebend für Arbeitgeberwechsel

Drei Frauen im Gespräch

Eine aktuelle Studie zeigt zwar eine leichte Entspannung bei der Jobfluktuation in Deutschland, doch die Bedeutung von Benefits bleibt hoch.

Für Arbeitgeber zeichnet sich eine leichte Entspannung bei der Jobfluktuation ab, so das Ergebnis der neuen Global Benefits Attitudes Survey von Willis Towers Watson (WTW), für die rund 2.000 Beschäftigte in Deutschland befragt wurden. Vor zwei Jahren suchten noch knapp die Hälfte (47 Prozent) nach einem neuen Job oder waren offen für neue Angebote, heute sind es nur noch 38 Prozent. Neben der Jobsicherheit und der Bezahlung spielen auch Benefits weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung: Ein Drittel der Befragten (32 Prozent) würde wegen besserer Benefits den Job wechseln, sofern sie einer ähnlichen Tätigkeit nachgehen könnten und keine Gehaltseinbußen hinnehmen müssten.

Auch wenn die Wechselbereitschaft der Beschäftigten in Deutschland sinkt: Noch immer suchen 25 Prozent nach einem neuen Job oder beruflicher Veränderung. Instrumente für die Mitarbeitergewinnung und -bindung bleiben also wichtig. Vergütung und Jobsicherheit sind hierbei nach wie vor Schlüsselfaktoren. Auch Benefits spielen eine wichtige Rolle. Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) hat sich wegen der angebotenen Benefits für ihren aktuellen Arbeitgeber entschieden.

Steigende Zufriedenheit bei Beschäftigten mit Luft nach oben

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtWas die allgemeine Zufriedenheit mit den Benefit-Leistungen angeht, gibt es jedoch noch Luft nach oben: Zwar entsprechen die Benefits bei mehr als der Hälfte der Mitarbeitenden (59 Prozent) den Bedürfnissen, dennoch würde nur knapp ein Viertel den Arbeitgeber deshalb weiterempfehlen. Damit ist die Zufriedenheit in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen, es besteht aber noch immer Luft nach oben.

„Was zu einer steigenden Zufriedenheit mit den Benefits seitens der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beiträgt, ist die zunehmende Auswahlmöglichkeit. Dieses Jahr gaben 67 Prozent der Befragten an, dass sie Wahlmöglichkeiten bei den Benefits haben, das sind 13 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Arbeitnehmende, die auswählen können, sind mit ihren Leistungen deutlich zufriedener als solche, die keine Wahlmöglichkeiten haben, das sollten Unternehmen in der Zusammenstellung ihres Angebots unbedingt beachten“, sagt Nicoletta Blaschke, Head of Health & Benefits.

Aussichten auf die Rente werden trüber

Zu den wesentlichen Benefits, mit denen Unternehmen Mitarbeitende gewinnen und halten können, gehört die betriebliche Altersversorgung. So sagen 31 Prozent der Befragten in Deutschland, dass die betriebliche Altersversorgung ein wichtiger Grund für die Wahl des aktuellen Arbeitgebers war, 47 Prozent sehen sie als Grund, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Gleichzeitig blicken viele Beschäftigte mit größerer Sorge auf den Ruhestand: Die Zahl der unter 50-Jährigen, die davon ausgehen, dass sie mit 70 Jahren oder älter noch arbeiten werden, ist enorm gestiegen. Waren es 2022 noch elf Prozent, hat sich diese Zahl beinahe verdoppelt und ist mit 20 Prozent so hoch wie nie zuvor. Von den Mitarbeitenden über 50 Jahren sehen lediglich sieben Prozent ihr Renteneintrittsalter jenseits der 70. Ebenso gestiegen ist die Zahl derjenigen, die ihrer Meinung nach zu wenig für die Rente sparen:

  • 75 Prozent der Befragten sind der Meinung, sie müssten mehr sparen, als sie es derzeit tun
  • 34 Prozent können es sich nicht leisten
  • 33 Prozent sparen für andere Dinge

Frauen und Geringverdienende sind besorgter über ihre finanzielle Situation im Rentenalter als Männer und Besserverdienende. „Wir erkennen in den Zahlen einen deutlichen Handlungsbedarf für Unternehmen. Zum einen sollten Unternehmen einen Beitrag zur Financial Education leisten und ihre Mitarbeitenden über Möglichkeiten und Strategien der Altersvorsorge aufklären. Zum anderen ist es wichtig, dass sie die Arbeitnehmenden auch finanziell dabei unterstützen“, sagt Dr. Johannes Heiniz, Senior Director Retirement.

Hybride Arbeitsmodelle setzen sich durch

Die Mehrheit der Beschäftigten (42 Prozent) arbeitet laut Befragung 2024 in hybriden Arbeitsmodellen. Lediglich 20 Prozent der Personen, die ihre Arbeit remote erledigen können, arbeiten noch immer ausschließlich von zu Hause aus.

Im Vergleich: 2022 waren es noch 47 Prozent. Mit zunehmender Anforderung der Arbeitgeber, für hybride Arbeitsmodelle zurück ins Büro zu kommen, steigt der Wunsch der Mitarbeitenden, mehr im Homeoffice zu arbeiten: Knapp die Hälfte (48 Prozent) würde gerne mehr von zu Hause arbeiten. Unter den Kolleg:innen mit Kindern unter 18 ist diese Zahl nochmals höher (Frauen: 58 Prozent, Männer 56 Prozent). Mitarbeitende, die sich mehr Homeoffice wünschen, fühlen sich ausgebrannter, weniger engagiert und wechselbereiter als diejenigen, die mit dem Verhältnis zufrieden sind.

Die Mehrheit der Mitarbeitenden fühlt sich fair behandelt

Laut Befragung liegt der Equity Index im Jahr 2024 bei 58 Prozent. Der Equity Index fasst die Ansichten der Mitarbeitenden in sechs Punkten zusammen: Faires Gehalt, Karriereaussichten, Erlernen neuer Fähigkeiten, Würde und Respekt, Gefühl der Wertschätzung und Möglichkeit, man selbst zu sein. Er gibt den Prozentsatz der Arbeitgeber an, die zu mindestens vier der sechs Punkte eine positive Meinung haben. Der niedrigste Equity Index besteht bei Menschen mit Behinderung (46 Prozent), Mitarbeitenden mit geringem Einkommen von weniger als 35.000 Euro im Jahr (50 Prozent) sowie bei der Generation Z (53 Prozent). Das größte Verbesserungspotenzial sehen die Befragten in den Karrierechancen. Hier geben nur 46 Prozent aller Befragten an, dass sie diese als fair empfinden. Auch beim Thema Fair Pay gibt es immer noch Luft nach oben: 36 Prozent nehmen die Vergütung nach wie vor als ungerecht wahr.


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Die Studie „Global Benefits Attitudes“ von Willis Towers Watson skizziert die Einstellung der Beschäftigten in Bezug auf die Themen Benefits, Wellbeing sowie auf die Altersvorsorge. Die Studie wurde in 29 Ländern durchgeführt – mit 45.000 Befragten. In Deutschland haben 2.000 Arbeitnehmende im Zeitraum Januar bis Februar 2024 an der Studie teilgenommen. Die Befragten repräsentieren hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen und Branchenzugehörigkeit ein breites Spektrum der deutschen Arbeitnehmerschaft. Um die Repräsentativität der Ergebnisse zu erhöhen, wurden diese durch Gewichtung der tatsächlichen statistischen Verteilung in Deutschland angeglichen.

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