Gefangen in Geschlechterklischees

Frau schaut vor Hauswand hervor

Warum ergattern Frauen seltener Top-Jobs als Männer? Warum machen Frauen seltener Karriere als Männer? Die Filmemacherin Rita Knobel-Ulrich stellte diese Frage Headhuntern, Vorständen und anderen Männern.

Die Antworten waren erstaunlich: “Wenn es schwierig wird, werden die schwanger.” Oder: “Eine Kopie eines Mannes brauchen wir nicht. Das Original ist immer besser.” Oder: “Jetzt kommen keine alten Frauen mit 60 in den Aufsichtsrat, sondern jüngere Frauen um die 40. Da haben alle was davon.”

Partnerwahl ist eine der wichtigsten Karriereentscheidungen für Frauen

In ihrer Dokumentation Frauen, bewegt Euch, der kürzlich in der ARD lief, geht die Fernsehjournalistin auf Spurensuche. Warum kommen die Frauen auf der Karriereleiter irgendwann nicht weiter? Offenbar hindern nach wie vor Geschlechterklischees Frauen am Aufstieg. Schon kleine Kinder verinnerlichen früh, wie sie zu sein haben. Überall werden ihnen Geschlechterklischees vermittelt – im Kindergarten und der Schule, in der Werbung, in den Medien, sogar beim Spielen. Kleine Mädchen wollen im Jahr 2013 Prinzessin werden (weil die hübsch und liefbreizend sind), kleine Jungen hingegen Bauingenieur. Schon zum Schulabschluss denken viele Mädchen bei der Berufswahl eine spätere Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit. Für die Jungen spielt das dagegen kaum eine Rolle. Nicht wenige setzen auch heute noch voraus, dass ihre spätere Frau Zuhause bleibt, so wie es die eigene Mutter gemacht hat.

Wer es anders machen möchte, muss sich einen Partner auf Augenhöhe suchen. Facebook-Managerin Sheryl Sandberg bezeichnet deshalb die Partnerwahl als eine wichtige Karriereentscheidung. Denn Mütter, die nicht auf Karriere verzichten wollen, haben es immer noch mit Anfeindungen zu tun. Und Männer, die im Job für die Familie reduzieren, gelten oft noch als “zu weich” für eine Karriere. Oder sogar für faul. Familie bleibt für beide Geschlechter ein Karrierehindernis. Für Frauen aber ein viel größeres.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Muss ich mir Sorgen um meine Tochter machen? Sie interessiert sich nur mäßig für Prinzessinen, sie will lieber eine Hexe sein. Erst neulich wurde das Kinderzimmer mit Hexenmotiven dekoriert. Eigentlich schon das klassische Sinnbild für die eigenständige Frau, die von der Männerwelt gefürchtet wird.
    Daher denke ich, dass die im Artikel genannten Klischees zwar nach wie vor existieren, aber nach und nach erodieren und nicht so felsenfesst zum Geschlechterbild gehören wie zum beispiel noch in den 50ern.

    • Liebe Isabella, was mit dem Zimmer deiner Tochter ist sollte Dich nicht weiter verunsichern- viel interessanter wäre doch, wie das Zimmer ihres Bruders aussieht –
      Immernoch blau mit Aktionfiguren und SuperMANN oder traut er sich schon zu Puppen 😉

      Liebste Grüße
      Sophie

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