Isolationsgefühl im Home-Office

Leuchtschrift Stay Home

Engagement, Produktivität und Innovation leiden, wenn Mitarbeitende mit dem Home-Office nicht gut zurechtkommen. Eine aktuelle Studie beleuchtet Herausforderungen, Fallstricke und Vorteile der Arbeit von zu Hause und die Auswirkungen auf die Arbeit der Zukunft.

Das Jahr 2020 hat die Arbeit von zu Hause geprägt. Und auch 2021 startete eine Vielzahl der Mitarbeitenden weltweit in ein neues Arbeitsjahr in den eigenen vier Wänden. Eine aktuelle Studie von Steelcase zeigt jetzt, wie es um die Arbeitssituation im Home-Office steht und bringt Fakten hinter die Gefühlslage: Fast jeder Zweite (44 Prozent) der deutschen Angestellten im Home-Office ist mit dieser Arbeitsform häufig unzufrieden, denn Engagement und Produktivität leiden. Gleichzeitig geben 22 Prozent an, dass sie mit der Arbeit von zu Hause aus durchaus zufrieden sind. Dennoch: Das Büro bleibt weiterhin ein wichtiger Arbeitsort, immerhin möchten insgesamt 95 Prozent der Angestellten zumindest ab und zu vom Büro aus arbeiten.

Im Verlauf der Pandemie hat Steelcase in zehn Ländern verschiedene Studien durchgeführt, an denen mehr als 32.000 Menschen teilnahmen. Die Erkenntnisse belegen: Das Engagement von Mitarbeitenden, die beispielsweise aufgrund schlechter Rahmenbedingungen Schwierigkeiten mit der Arbeit im Home-Office haben, sinkt weltweit. In Spanien sogar bei rund jedem Fünften (18 Prozent). Und auch die Produktivität lässt in allen untersuchten Ländern nach – teilweise um bis zu 19 Prozent (China).

Das Sofa als Arbeitsplatz

Widrige Rahmenbedingungen bei der Arbeit von zu Hause aus gehören zu den vielen Faktoren, die für schlechte Erfahrungen mit dem Home-Office verantwortlich sind. Knapp jedem Dritten der in Deutschland befragten Beschäftigten fehlt zu Hause ein Arbeitsplatz ohne Ablenkungen (32 Prozent). Fast ebenso vielen steht kein bequemer Arbeitsbereich zur Verfügung (30 Prozent) – stattdessen dient etwa beispielsweise das Bett (9 Prozent) als Lösung. Die Voraussetzungen für die Arbeit im Home-Office sind dabei nicht bei allen gleich: 74 Prozent der leitenden Angestellten oder der Geschäftsführung arbeiten immer oder fast immer am Schreibtisch und 69 Prozent steht ein ergonomischer Arbeitsstuhl zur Verfügung. Demgegenüber arbeiten 67 Prozent der Beschäftigten auf anderen Unternehmensebenen an einem Schreibtisch, aber nur jeder Zweite dieser Hierarchieebenen (49 Prozent) besitzt einen guten Arbeitsstuhl.


Generelle Wahrnehmung von Vor- und Nachteilen im Home-Office

Die Steelcase-Untersuchungen zeigten auch, welche Herausforderungen das Home-Office aufwirft und welche Vorteile es bietet. In Deutschland waren die Ergebnisse wie folgt:

Negativ

  • Mehr als jede(r) Dritte (38 Prozent) empfinden ein zunehmendes Isolationsgefühl.
  • 23 Prozent berichteten, dass Entscheidungen langsamer getroffen wurden.
  • 19 Prozent sagten, dass ihre Produktivität nachließ.
  • 18 Prozent gaben an, dass ihr Engagement nachließ.

Positiv

  • Rund ein Drittel freute sich über den Wegfall des Arbeitswegs (30 Prozent).
  • 22 Prozent konnten konzentrierter arbeiten.
  • 22 Prozent gaben an, dass sich ihre Work-Life-Balance verbesserte.
  • 16 Prozent schätzen die gestiegene Flexibilität

„Die Pandemie hat sich auf viele Bereiche unseres Lebens ausgewirkt, insbesondere darauf, wie und wo die Menschen arbeiten möchten“, so Stephan Derr, Vorstand der Steelcase AG. „Die Erfahrungen, die sie im Home-Office gesammelt haben, beeinflussen welche Arbeitsumgebungen und -voraussetzungen sie sich für die Zukunft wünschen.“

Flexible Lösungen sind gefragt

Das Bedürfnis nach mehr Kontrolle und Flexibilität bei Mitarbeitenden ist groß. Jeder vierte deutsche Beschäftigte erwartet, nach der Pandemie zwei oder mehr Tage pro Woche im Home-Office arbeiten zu können. 72 Prozent wünschen sich immerhin maximal einen Tag wöchentlich. Wenn sich Unternehmen Gedanken über die Zukunft der Arbeit für ihre Mitarbeitenden machen, geht es somit häufig um flexiblere Arbeitsrahmenbedingungen – weiterhin mit dem Büro als wichtigen Arbeitsort: Die globalen Daten zeigen, dass nur fünf Prozent aller Unternehmen ganz zum Home-Office übergehen möchten, in Deutschland sind es sogar nur zwei Prozent. Fast ein Viertel der weltweit befragten Unternehmen möchte das Büro als Hauptarbeitsort behalten, wohingegen die große Mehrheit (72 Prozent) einen hybriden Ansatz mit einer Mischung aus Home-Office und Büro verfolgen möchte. Auch die Mehrheit der deutschen Unternehmen (53 Prozent) sieht im hybriden Modell die Zukunft der Arbeit. Fast genauso viele (45 Prozent) tendieren jedoch weiterhin zum Büro als Hauptarbeitsort. Ferner denken viele Unternehmen auch über die Einrichtung sogenannter Satellitenarbeitsplätze oder Co-Working Spaces nach, die es den Beschäftigten erlauben würden, in einem Büro zu arbeiten, das nicht weit entfernt von ihrem Zuhause liegt.

„Die Untersuchungen zeigen, dass die Mitarbeitenden wieder ins Büro gehen möchten und das auch erwarten. Sie wünschen sich eine sichere, komfortable, inspirierende und produktive Arbeitsumgebung – egal, ob zu Hause oder im Büro. Sie möchten außerdem mehr Kontrolle darüber, wie und wo sie arbeiten. In Zukunft werden verschiedene Designansätze nötig sein, um Räume zu gestalten, die den Angestellten ermöglichen, neue Arbeitsweisen zu nutzen und die flexibel sowie resilient sind,“ so Derr.