Ständige Hochleistungen schaden der Karriere

Person liegt bäuchlings auf dem Bett

Karriere macht, wer ständig Leistung bringt. Das ist nicht ganz richtig. Zwar ist dauerhafte Hochleistung gut, denn so stellt sich auch bei permanent anspruchsvollen Aufgaben eine gewisse Routine ein. Damit geht vieles leichter von der Hand.

Aber die einst herausfordernden Tätigkeiten werden auch mit der Zeit langweilig. Zudem stellt sich ein Erschöpfungseffekt ein, man agiert überwiegend automatisch, die Konzentration sinkt, es passieren Fehler. Aus früheren Hochleistern werden Mitarbeiter, die mit Fehlern und nachlassender Leistung auffallen. Als Zugpferdchen hat zwar die Karriere profitiert, denn die Geschäftsleitung schätzt Arbeitstiere, denen man immer mehr und mehr Aufgaben übertragen kann.

Schon die kleinsten Fehlerchen werden als Nachlassen der Leistung wahrgenommen

Befördert werden aber jene, die herausragende Leistungen punktuell erbringen. Warum? Dass die fleißigen Bienchen dauerhaft viel und hart arbeiten, wird zur Routine, zum Alltag. Sie geraten mit den ständigen Hochleistungen aus dem Fokus der Geschäftsleitung. Und wenn sie das vielleicht schon seit Jahren mitgemacht haben, stellt sich möglicherweise der oben beschriebene Effekt ein: Schon die kleinsten Fehlerchen werden als Nachlassen der Leistung wahrgenommen. Wer hingegen einfach gut durchkommt und punktuell Herausragendes leistet, fällt stetig mit besonderen Erfolgen ein. Die Geschäftsführung gewöhnt sich nicht an dauerhafte Hochleistungen – und erwartet diese auch gar nicht. Denn Hochleistung wird vor allem dann geschätzt, wenn sie rar ist.

Leider sind es meist Frauen, die als fleißige Arbeitsbienen ausbrennen, während Männer mit knappen, aber inszenierten Hochleistungen weiter befördert werden.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.