Unbezahlte Sorgearbeit bleibt Last der Frauen

Mehrere Schrubber lehnen an roter Wand

Eine aktuelle Studie des Statistischen Bundesamtes zeigt: Frauen in Deutschland leisten signifikant mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Der sogenannte “Gender Care Gap” liegt laut der Untersuchung bei rund 44 Prozent.

Frauen verrichten im Durchschnitt eine Stunde und siebzehn Minuten mehr unbezahlte Arbeit pro Tag als Männer. Die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, erklärte, dass unbezahlte Arbeit verschiedene Tätigkeiten umfasst, darunter Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und soziales Engagement. Die Daten basieren dabei auf einer Studie aus dem Jahr 2022, die untersucht, wie Menschen ihre Zeit aufteilen. Im Vergleich zur vorherigen Studie von 2012/2013 hat sich der Gender Care Gap verringert, damals lag er noch bei rund 52 Prozent.

Frauen verbringen laut der aktuellen Studie durchschnittlich fast 45,5 Stunden pro Woche mit Arbeit, wovon knapp 30 Stunden unbezahlte Arbeit sind. Im Gegensatz dazu verbringen Männer weniger als die Hälfte ihrer 44-Stunden-Woche mit unbezahlter Arbeit. Dies führt dazu, dass Frauen insgesamt mehr Arbeitsstunden als Männer leisten. Die Mehrheit der unbezahlten Arbeit von Frauen entfällt dabei auf klassische Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Wäsche waschen, wofür sie mehr als 13 Stunden pro Woche aufwenden, während Männer nur halb so viel Zeit damit verbringen.

Kinderbetreuung und Haushalt – Sache der Frauen

Auch bei der Kinderbetreuung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Mütter investieren im Schnitt fast doppelt so viel Zeit in die Kinderbetreuung wie Väter. Interessanterweise gaben jedoch einige erwerbstätige Mütter an, dass sie gerne mehr Zeit für ihre Erwerbstätigkeit hätten, während einige Väter angaben, lieber weniger Zeit mit der Erwerbstätigkeit zu verbringen.

Die Studie zeigt ferner, dass der Umfang der geleisteten Arbeit von Erwachsenen davon abhängt, ob sie in einem Haushalt mit Kindern leben. Eltern arbeiten im Durchschnitt 57 Stunden pro Woche, was etwa 11 Stunden mehr sind als kinderlose Erwachsene. Besonders deutlich ist der Unterschied bei Männern, die Väter sind, sie arbeiten im Schnitt 12 Stunden mehr pro Woche als kinderlose Männer. Bundesfamilienministerin Lisa Paus kritisiert die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit und betont die negativen Auswirkungen auf die finanzielle Situation von Frauen. Sie fordert eine gerechtere Aufteilung der unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern.

Zum ersten Mal wurde in der Studie auch das Thema Einsamkeit adressiert. Etwa jede sechste Person in Deutschland fühlt sich einsam, wobei junge Erwachsene und Frauen tendenziell stärker betroffen sind als andere Bevölkerungsgruppen. Die Erhebung des Statistischen Bundesamtes basiert auf Daten von rund 10.000 Haushalten mit insgesamt 20.000 Menschen ab 10 Jahren, die gebeten wurden, ihre Zeit an drei vorgegebenen Tagen in 10-Minuten-Schritten festzuhalten.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.