Unternehmerinnen weltweit brauchen Förderung

Mehrere Personen auf dem Büroflur

Nicht einmal 75 Prozent der Länder weltweit erfüllen die grundlegenden Voraussetzungen, damit Frauen erfolgreich dort ein Unternehmen führen können.

Das stellt der neue Gender Global Entrepreneurship and Development Index (GEDI) von Dell fest, der gerade veröffentlicht wurde. Konkret wurden 30 Industrie- und Entwicklungsländer dahingehend untersucht, wie gut die Chancen für Frauen sind, ein Unternehmen zu gründen und dieses dauerhaft führen zu können. Der Index wurde 2013 das erste Mal erhoben und dient den Ländern als Diagnose-Tool zur Verbesserung der Chancen von Unternehmerinnen.

Die Studie zeigt, dass in den OECD-Ländern die Situation für Unternehmerinnen am besten ist. Die USA mit einem Wert von 83 und Australien mit einem Wert von 80 belegen bei einem möglichen Maximalwert von 100 die Spitzenplätze. Schweden (73), Frankreich und Deutschland (je 67), Chile (55), Großbritannien (54) und Polen (51) folgen auf den weiteren Plätzen. Die Mehrheit der untersuchten Staaten allerdings erüllt die Bedingungen nicht dafür, dass Frauen dort Teilhabe an der Wirtschaft haben können. Das fängt mit mangelnder Gleichberechtigung an: In 22 der 30 untersuchten Länder haben Frauen weniger Rechte als Männer, in 21 Ländern haben Frauen weniger Zugang zu Beschäftigung als Männer und in acht Ländern haben Frauen weniger Eigentumsrechte. Eine ganze Reihe von Ländern schränken außerdem den Zugang von Frauen zu öffentlichen Räumen durch gesetzliche Vorschriften oder diskriminierende Praktiken ein.

Außerdem fehlt Frauen in vielen Ländern Zugang zu Kapital. 14 der 30 untersuchten Lände verfügen nicht einmal 50 Prozent der Frauen überhaupt über ein Bankkonto. Hinderlich sind auch stark segmentierte Arbeitsmärkte mit Berufen, die als typisch weiblich und typisch männlich gelten. Das führt dazu, dass Frauen nur in bestimmten Branchen Firmen gründen, was Nachteile für die Innovationskraft eines Landes hat. In Indien und Pakistan etwa sind die regulären Arbeitsverhältnisse so stark von Geschlechtertrennung beherrscht, dass kein einziger Sektor ein ausgeglichenes Verhältnis aufweist.

Frauen im Westen haben es leichter

Und natürlich haben es Unternehmerinnen in Staaten leichter, in denen es bereits viele Frauen in der Wirtschaft und auch in Führungspositionen gibt. Nur in fünf der untersuchten Länder sind 40 Prozent oder mehr der Manager weiblich – es handelt sich um Jamaika, Ghana, Panama, USA und Nigeria.

Auffällig ist dennoch, dass besonders in Schwellenländern von Frauen gegründete Unternehmen gut Chancen haben, während die USA und Europa hier schlecht abschneiden, obwohl Frauenrechte hier weitgehend erfüllt sind. Aber weniger als ein Drittel der Frauen in den westlichen Industrienationen wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. In Ghana gründen mit einem Verhältnis von 121 zu 100 sogar mehr Frauen als Männer ein Start-up.

Während sich in Japan, Brasilien, Indien und Großbritannieren seit der ersten Untersuchung im Jahr 2013 die Bedingungen für Unternehmerinnen verbessert haben, ist die Siuation in Malaysia, Ägypten, Mexiko und Marokko schlechter geworden. Die übrigens 17 Länder blieben auf der gleichen Position wie im Vorjahr.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Hallo,

    ich habe vor einigen Jahren das Beratungs- und Serviceunternehmen THE CONNECT CONCEPT LLC in Detroit gegründet. Heute vermitteln wir Executives, führen Projekte, entwickeln neue Business Ideen und unterstützen bei der Marktanalyse und Marktstart in den USA. Unsere Kunden sind Start Ups, Mittelständische Unternehmen und Internet basierende Dienste. Als Unternehmerin im Ausland überspringe ich viele Hürden und setzte ständig neue innovative Ideen ein. Die USA lässt eher zu, das Dinge ausprobiert werden. Wenn ich die Kunden nach Feedback und Verbesserungsvorschlägen frage, erhalte ich wertvolle und ungeschoente Kommentare. Zunehmend bin ich auch aus meiner Komfortzone herausgetreten und habe mein Risikolevel erhöht. Dies hat sich immer oefter ausgezahlt, es fällt mir aber noch schwer.

    Der Faktor Frau ist in den USA sehr positiv belegt. Ich habe nun sogar eine Lizenz als women owned company beantragt. So habe ich die Chance eher als Zulieferant genommen zu werden. Wenn Unternehmen mehr als 10 % der Zulieferanten als Minority business oder women in business vorweisen, erhalten sie Zuschüsse. Als ausländische Unternehmerin werde ich zudem mit besonderer Neugier betrachtet. Die Unternehmensgründung in den USA war einfacher als in Deutschland. Bei der Bank sprangen die Manager auf und beglückwünschten mich herzlich zum Neustart. Die Risiken werden gesehen, aber nicht zum Hauptthema gemacht. Dies ist sehr erfrischend und machte mir richtig Mut. Das Unternehmen erfolgreich zu machen, mit einer Vision zu führen und zu überzeugen, ist aber im In- wie auch Ausland Aufgabe der Unternehmerin. Wir müssen einzahlen, damit es sich auf Dauer auszahlt – weltweit gilt hier das gleiche Prinzip – Ohne Fleiss – kein Preis http://www.theconnectconcept.com, Birgit Kuschel, CEO

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