Viele Frauen arbeiten, doch ein eigenständiges Leben bleibt ihnen verwehrt. Besonders brisant: Viele können sich und ein Kind nicht versorgen.
Über die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Deutschland kann sich langfristig nicht selbst finanzieren. Laut einer Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) betrifft dies 53 Prozent der Frauen. Ihr Einkommen reicht nicht aus, um über den gesamten Lebensverlauf hinweg finanziell abgesichert zu sein, besonders in Phasen wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Ruhestand. Noch alarmierender ist die Lage für Mütter: 70 Prozent der Frauen können mit ihrem Einkommen nicht für sich und ein Kind sorgen. Diese Zahlen basieren auf DGB-Berechnungen der offiziellen Entgeltstatistik.
Frauen verdienen weniger und arbeiten häufiger in Teilzeit
Der DGB sieht mehrere Ursachen für diese Situation. Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger als Männer, vor allem wegen Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen. Zudem arbeiten sie öfter in Teilzeit und verdienen pro Stunde etwa 20 Prozent weniger als Männer.
DGB-Vizechefin Elke Hannack nennt die Zahlen “erschreckend”. Sie fordert eine gerechtere Verteilung von Haus- und Pflegearbeit sowie mehr Investitionen in die Kinderbetreuung. “Gleichzeitig müssen Väter in ihrer Verantwortung für die Sorgearbeit gestärkt werden: durch den Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und eine zehntägige, bezahlte Freistellung des zweiten Elternteils rund um die Geburt eines Kindes”, so Hannack.
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Männer bleiben Hauptverdiener in den meisten Familien
Besonders bei Paaren mit minderjährigen Kindern ist das traditionelle Rollenmodell weit verbreitet. In 44 Prozent der Fälle arbeitet der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit. In weiteren 26 Prozent ist nur der Mann erwerbstätig. Lediglich in 14 Prozent der Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren arbeiten beide Elternteile Vollzeit. In nur drei Prozent der Familien verdient allein die Frau das Einkommen.
Die Studie zeigt, dass die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland weiterhin eine große Herausforderung bleibt. Ohne strukturelle Veränderungen werden viele Frauen auch künftig finanziell von ihren Partnern abhängig bleiben.